Gestern Abend mal wieder beim, wie es heißt, besten Italiener der Stadt gewesen. Fünf Fußminuten entfernt. Die Leute kommen von sehr viel weiter her, heißt es. Souterrain, klein, eng, stickig, schmucklos. Reservierung normalerweise erforderlich. Die Gäste sitzen eng an eng, der Nachbar isst gefühlsmäßig vom eigenen Teller mit, und allzu intime Gespräche sollte man unterlassen, wenn man das nicht tags darauf alles in der Zeitung lesen will. Oder auf Blogs. Wenn weiter hinten jemand aufs Klo will, muss das halbe Lokal aufstehen, um denjenigen durchzulassen.
Aufmerksames, lässiges Italo-Personal von echtem Schrot und Korn. Offenbar zudem das einzige Lokal Europas, das nach der Euro-Einführung seine Preise nicht verdoppelt hat. Und dann das Essen. Der erste Bissen beschert einem eine gleißende Geschmacksexplosion, und man versucht während des Weiterspachtelns analytisch zu ermitteln, welche Gewürzkomponenten hier wie zusammengemischt wurden, um dieses enorme Wohlbefinden zu erzeugen. Der miesepetrige Gastro-Kritiker würde vielleicht monieren, dass die Soßen die eigentlichen Speisen weniger unterstützen als ersäufen, aber das würde nicht stimmen. Glaubt dem nicht. Ich war danach ganz betäubt vor Glück. Vermutlich was Sexuelles. Jagt Mama Miracoli ins Meer, streicht den Italien-Urlaub, geht ins „Caminetto“ (Reservierung angeraten).