Dienstag, 22. Dezember 2009

Dorf-Porträt II

Das Dorf-Porträt steht jetzt im Netz. Die Qualität ist okay, nur der Sprecher hört sich auf meinen Lautsprechern an, als würde er in eine soeben geleerte Dose Ravioli hineinquatschen. Zwischen 4:52 und 4:55 ist mein Vater im Bild, am Tisch ganz vorn. Im alten Pfarrhaus haben wir neulich unsere Hochzeit gefeiert.
In einem Punkt gehe ich mit dem Autor des Beitrags konform: Die Dreharbeiten zu Jan vom goldenen Stern (1979) waren das bedeutendste Ereignis der weit über tausendjährigen Dorfgeschichte. Absolut. Ich besaß ein Autogramm des Hauptdarstellers Balthasar Lindauer (Gruß nach London oder wohin auch immer!) und lungerte mit zwölf fast wie ein Groupie wochenlang am Drehort herum. Die Ausschnitte aus diesem herzerwärmenden Schrottfilm belegen, dass irgendwo noch Bänder existieren. Warum macht der WDR daraus nicht endlich eine DVD und vertreibt sie über seinen Shop? Damals wurde der Streifen vom Sender als „innovativ“ bezeichnet, heute steht er im Giftschrank. Da gehört er zweifellos auch hin, aber ich hätte trotzdem gern eine DVD mit Zusatzmaterial. Die Ausschnitte jedenfalls brachten mich zum entzückten Quieken und erinnerten mich an aufregende Zeiten. Und vermutlich die Hälfte der heutigen Dörfler hat den Film, der angeblich so signifikant war in ihrer Dorfgeschichte, nie gesehen, weil sie schlichtweg noch nicht lebte. Dem sollte endlich abgeholfen werden.

Montag, 21. Dezember 2009

Gerührt

Auf dem Parkstreifen in der Seitenstraße hat jemand die eingeschneiten Autos mit der Proklamation „Penis!“ versehen.
Mein Auto ist ebenfalls total zugeschneit, aber jemand hat in den Schnee auf der Motorhaube ein Herz gemalt. Die Ehefrau bekennt, dass sie es nicht war. Womöglich wächst da ein zarter Spross nachbarschaftlicher Liebe, von dem ich bislang nichts wusste. Ein einsames großstädtisches Herz, das mich beim Vorfahren vorm Haus schmachtend hinter Gardinen beobachtet und nun bei Schneefall seine Chance genutzt hat, um sich romantisch mitzuteilen. Ich bin gerührt und hoffe, es ist nicht der alleinstehende Typ aus dem Nebenhaus, der mir durchs Fenster dauernd beim morgendlichen Anziehen der langen Unterhose zuschaut.

Dorf-Porträt

Potzblitz, heute ist das Dorf im Fernsehen. Das Dorf! Im Fernsehen! Spektakulär!
Vorabendprogramm SWR-RP, Gerüchten zufolge um 19.25 Uhr, aber ich klebe vorsichtshalber schon ab 18.00 Uhr am Schirm und goutiere die beruhigenden Reportagen aus dem Land, in dem noch alles in Ordnung ist.
Der Beitrag wandert wohl auch heute oder morgen ins Internet und ist über obigen Link erreichbar, aber ganz furchtbar klein und in scheußlicher Bildqualität.

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Alterserscheinungen

Heute um sechs Uhr von etwas aus dem Bett gejagt worden, das zivilisierte Zeitgenossen als "Harndrang" bezeichnen, das ich allerdings eher unter der Umschreibung "Boah, muss ich strullen!" kenne.
Stunden später befielen mich einige Hundert Meter hinter der Tankstelle ernsthafte Zweifel, ob ich den Tankverschluss denn auch wieder zugedreht hatte oder ob der womöglich noch auf dem Autodach herumkullert. Musste kurz anhalten, um mich zu vergewissern. Vor mir auf dem kurzen Parkstreifen in Rosport stand der etwa fünfundsiebzig Jahre alte Opa, der eben an der Kasse vor mir dran war, und besah sich ebenfalls den Tankdeckel seines Toyota.

Sonntag, 6. Dezember 2009

Ganz ansehnlich

Nur weil ich neulich mal gesagt habe, ich fände Claudia Michelsen „schauspielerisch reizvoll, angenehm alternd und auch ansonsten ganz ansehnlich für eine Frau unserer Generation“, heißt sie in diesem Haushalt seitdem „Deine Sexgöttin“. Frauen denken echt immer nur an das eine.