Dienstag, 21. September 2010

Korrektur nach 23 Jahren

Komisch, ich bin immer felsenfest davon ausgegangen, es sei eine CF-100 Canuck gewesen, die wir von der 2/930 anno 1987 mit scharfer Munition auf jenem einsamen, windumtosten Eifelplateau bewacht haben. Beziehungsweise deren Trümmer und die zwei zerlegten und verbrannten Piloten aus dem Land des Ahorns. Recherchen haben aber nun ergeben, dass die Canuck von der kanadischen Luftwaffe schon 1981 komplett ausgemustert wurde, so dass es sich eigentlich nur um eine T-33 Shooting Star gehandelt haben kann.
Im Internet gibt es keinerlei Nachweis dieses Absturzes, und auch angeblich vollständige, nach Jahreszahlen geordnete Absturzlisten ziviler wie militärischer Maschinen sind offenbar mit Vorsicht zu genießen. Ich kann jedoch versichern, dass diese gescheiterte militärische Flugstunde damals tatsächlich stattfand, denn ich habe das Ergebnis gesehen und gerochen. Möglicherweise war daran ja irgendwas schrecklich geheim.

Leserbrief

Herrje, nach etwa 75 Jahren hat der Reitersmann heute erstmals wieder einen Leserbrief in der Zeitung. Zu einem gesellschaftlich relevanten Thema. Er stellt dabei sogar die Überschrift des Leserforums. Haha, Forenbeiträge und Blog-Gedöns kann jeder verzapfen, aber echte Leserbriefe, das ist verdammt noch mal schwarz auf weiß! (Und morgen wird der Fisch drin eingewickelt.)

Samstag, 18. September 2010

Tic Tac

Ich habe Tic Tac wiederentdeckt. Die mit Orangengeschmack. Im Netto nebenan verkaufen sie Großpackungen. Ich schaffe locker zwei von denen am Tag. Wenn man die Dinger beim Fernsehen in sich reinschüttet, sollte man stets die Stellen im Film wählen, in denen gerade nicht gesprochen wird. Die Tic Tacs klappern beim Kippen der Box so laut, dass man nichts mehr versteht.
Schuld daran ist der Typ aus Jason Reitmans nettem Film Juno, den ich neulich erstmals im Fernsehen gesehen habe. Den Typen, Vater von Junos frühem Kind, erkannte ich sofort als Geistesverwandten, obwohl es natürlich einige Unterschiede gibt. Eigentlich gibt es mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten, aber seine eigenartige Affinität zu Orange-Tic-Tacs nahm mich sofort für ihn ein. Ich kenne den Drang zu diesen Dingern, hätte aber nie gedacht, dass es noch mehr solche Männer gibt. Der Typ ist ein linkischer Nerd, ein bisschen grenzautistisch, läuft in grässlichem Trikot Mittel- und Langstrecke, schläft in einem Rennauto-Bett und hat überhaupt sein Kinderzimmer noch nicht altersgemäß upgedated. Klampft dilettantisch auf der Gitarre, vermittelt dabei aber zutiefst ehrliche Gefühle. Und er mampft schachtelweise Tic Tacs, die ja eigentlich Leckerlis für die Frauen-Handtasche sind (nur 1 Kalorie!). Ein unglaublich stimmiger Charakter, der sich bestimmt auch im Erwachsenenalter absolut treu bleiben wird. Tic-Tac-Mampfer sind so, und ich möchte so sein wie er.

Donnerstag, 16. September 2010

Comedia

Gestern erstmalig die Comedia aufgesucht. Sie ist, wie schon mal vermeldet, nur zwei Fußminuten von uns entfernt. Sehr schöne Location in der alten Südstadt-Feuerwache, schick und edel. Ziemlich bürgerliches Publikum. Für die Merkliste: bei ausverkauftem Haus früh erscheinen, um möglichst weit vorne einen Platz zu bekommen, außer Spuckweite des Auftretenden, aber nah genug, um jedes mimische Detail mitzubekommen. Bei Kabarett könnte das entscheidend sein.
Für den Anfang hatten wir uns etwas Unverfängliches ausgesucht, sozusagen zur Eingewöhnung. Eine Show auf der Basis einer Radio-Comedy auf WDR2. Zwei Comedians, Männlein und Weiblein, imitieren Polit- und sonstige Stimmen und stellen es auf der Bühne halbwegs szenisch dar, unterstützt von Soundfiles.
Es ging über zweieinhalb Stunden, und ein paar laute Lacher waren drin. Einiges war druckvoller und besser als halbgares oder schwaches Kabarett, aber für die Laufzeit war es mir insgesamt doch zu beliebig und redundant. U-Radio ist nicht mein Medium und der darin verbreitete Humor nicht ganz mein Fall. Die Gattin kennt die Formate und findet sie im Radio knackiger als jetzt auf der Bühne. Unser Lachpegel hielt sich in überschaubaren Grenzen, nichtsdestotrotz fühlten wir uns genug unterhalten fürs Geld, und der Abend wurde als „nett“ bewertet.
Die fremde weibliche Person, die auf der anderen Seite neben mir saß, empfand das nicht so. Sie brüllte und johlte bei jedem Gag, schnappatmete, grunzte, trampelte mit den Füßen, warf sich im Sitz vor und zurück, so dass sie der ganzen Sitzreihe eine nicht angeforderte Dienstleistung in Form einer Rückenmassage verpasste – zweieinhalb Stunden lang. Schön zu sehen, wenn Leute mal so richtig glücklich sind. Und meinem Rücken geht’s auch besser, ehrlich gesagt.
Wir arbeiten uns im Herbst kabaretttechnisch weiter hoch, was dann bei Josef Hader, dem König der allumfassenden Lebensschwärze, seinen Höhepunkt finden wird.

Haptisches Hobby II

Ich gehe vollkommen in meinem Hobby auf und möchte bitte eine Zeitlang mit nichts behelligt werden. Die gesamte Konzentration richtet sich auf Kampfflugzeuge Maßstab 1:72 und 1:48. Ist im Moment weniger Hobby als Besessenheit. Ich will lernen! Frau und Katze sprechen nur noch untereinander; ich höre ab und zu, dass sie auch über mich, den Bastel-Autisten da in der Ecke, reden und darüber mutmaßen, ich sei nun endgültig in der Midlife Crisis angekommen.
Modellbau ist tückisch, stellenweise mit meinem jetzigen Erfahrungsschatz unlösbar, bedarf eines ziemlichen Aufwands und eines Feinmechaniker-Equipments, das man sich aus günstigen Materialien und Utensilien selbst zusammenstellt. Ich habe mich mit mir darauf geeinigt, die zusammengebauten Modelle erstmal einfach zu bemalen, vielleicht im Sinne einer Grundierung, statt gleich das volle Ambitionierten-Programm durchzuziehen. Das wird zu schnell frustrierend.

Mittwoch, 8. September 2010

Abenteuer in Tröa

Das ist ganz schön heavy, so nach tagelanger kompletter Isolation das Lebkuchenhäuschen und den dunklen Tann zu verlassen, um in die große, große Stadt mit ihren vielen, vielen Menschen zu rollen. Ich war da, wenn ich's recht bedenke, schon fast ein Jahr nicht mehr.
Die neue Finanzberaterin war der Auffassung, man müsse sich mal kennenlernen und ein bisschen Kohle von hier nach da schieben. Die neue Finanzberaterin ist jung, hübsch, kommunikativ, gründlich, verschenkt Schirme und edle Feuerzeuge und steht um fünf Uhr morgens auf, um sich Rammstein-Tickets zu sichern. Ich meinte höflich, Rammstein sei mir zu deutsch, und konterte mit Killing Joke. Ich bin gerne in der Tröarer Filiale der Hausbank geblieben. Man kennt sich, die Leute sind nicht so glatt, sondern beraten ausführlich, man spricht ungefähr die gleiche Sprache. Die alte Finanzberaterin etwa ist in Frührente gegangen, weil sie eine kranke Mutter zu pflegen hat. So sind die Banker in Tröa. De facto ist mit der Kohle nicht viel geschehen, dennoch dauerte das Gespräch gute anderthalb Stunden und zog sich bis nach Öffnungszeit. Eben weil die neue Finanzberaterin so kommunikativ und gründlich ist - und weil der Computer des Öfteren mal, wasndasjetz?, streikte.
Es gibt jedoch auch einen Schock aus Tröa zu vermelden: Brauns Fischrestaurant hat zu! Das ganze Gebäude ist eingerüstet und mit einer Barriere versehen. Neben mir standen auch noch einige Einheimische fassungslos davor und taten das, was Leute in dieser Stadt am liebsten tun: vor Bauzäunen stehen und fragen: "Und was wird hier gebaut?" Keine Ahnung, ob Brauns Fischrestaurant nach dem Umbau zurückkehrt oder da bald ein Scheißschuhladen oder ein Scheißbiosaftladen drin ist.
Ich wich also aus zum Drei-Finger-Joe und seinen weltbekannten Frikadellen. Dort traf ich meinen Onkel Erich, Lagerist bei der weltberühmten Sektkellerei, der gerade Mittagspause hatte und eine weltberühmte Frikadelle aß. Wir sprachen kurz übers Wetter. Dann ging ich noch zum größten Spielzeugladen der Stadt, kaufte fürs neue Hobby Kleber und Farben und entdeckte zu meinem Vergnügen einen älteren, etwas ramponierten und offenbar völlig vergessenen Karton mit einem britischen Jaguar-Jet. Die hübsche BAC Lightning von Revell nahm ich auch noch mit. Im Laden tobten ein paar kleine Türkenkinder rum, und ihre Kopftuch-Oma wusste sie nicht recht zu bändigen. Der Verkäufer verwickelte mich in eine Diskussion über Integration. Ich nickte und brummte irgendwas, sagte aber nicht, dass ich das "Integrationsproblem" in Tröa wohl nicht für so irre virulent halte. Das hätte den Mann nur zu weiteren Äußerungen animiert, wir kennen das ja. Da kann man mal sehen, was so ein bisschen landesweite Diskussion selbst bei Tröarer Spielzeuggeschäftverkäufern anrichtet. Mehr Spielzeug verkaufen, bitte, weniger "Anne Will" gucken.
Ich saß dann noch ein Weilchen am Kornmarkt und betrachtete die Flaneure. Es lief aber niemand vorbei, den ich kannte. Ich sah bloß die Frau-die-nickt und den Mann-der-aussieht-wie-dieser-eine-Schauspieler. Obwohl ich die Parkzeit um eine Dreiviertelstunde überzogen hatte, gab es kein Knöllchen. Ich liebe Tröa.

Dienstag, 7. September 2010

Männchen

Habe mal die ganzen Star-Wars-Männchen vom Speicher geholt, sie hier vor mir auf dem Tisch aufgebaut und eine Stunde lang in Denkerpose betrachtet. Ich ging jedoch nicht so weit, mit ihnen auch zu spielen. Es sind tatsächlich alles Figuren aus dem ersten Film, lediglich eine verweist auf Das Imperium schlägt zurück. Die muss mein Bruder nachträglich erstanden und der Sammlung hinzugefügt haben.
All jene Leute, die heute noch und in erwachsenem Alter diesem Instant-Universum anhängen und es enzyklopädisch erweitern und ausdiskutieren, verachte ich eigentlich. Totale Nerds, die mich extrem verängstigen und denen ich nicht im Mondenschein begegnen möchte. Ja, ich habe Angst vor Nerds, vor der mit ihnen einhergehenden Wichtigtuerei und ihrem multimedialen Fortpflanzungsverhalten, mit dem sie die ganze Welt übernehmen wollen. 
Ich weiß noch, dass ein gewisser Typ, der in der Oberstufe im Zuge von Die Rückkehr der Jedi-Ritter mit Star-Wars-Aufnähern auf seiner Jacke herumlief, lauthals verlacht und "arme Sau" gerufen wurde. Der würde zweifellos nie die Welt übernehmen, und ich empfand das damals als gerecht. Natürlich verschwieg ich den coolen Früh-/Mittachtziger-Wortführern (die mit den BAP- und Friedenstauben-T-Shirts) gegenüber vorsichtshalber meine Männchen-Sammlung. Das war aber gar nicht nötig, weil ich mich mentalitätsmäßig schon von ihr entfernt, sie auf dem Speicher deponiert und durch Rockmusik-Platten ersetzt hatte.
Aber wenn ich diese Figurenparade vor mir jetzt so anschaue, verfalle ich in milde Resignation. Das Universum ist schließlich Teil unser aller Popkultur, und die Wortführer von damals haben nicht nur ihre BAP-Shirts in Putzlappen verwandelt, sondern ihren Kindern inzwischen bestimmt auch Star-Wars-Männchen und -Videospiele gekauft, weil diese danach verlangten. Die Nerds haben sowieso schon längst gewonnen.
Das ändert aber im Prinzip nichts daran, dass ich die Männchen jetzt wieder in ihren Karton werfen und auf den Speicher zurückbringen werde.

Montag, 6. September 2010

Auf dem Speicher

Heute früh aus dem Bett gefallen, weil gestern früh ins Bett gefallen. So konnte ich gerade dabei zusehen, wie die Sonne den Hang hinunterkriecht, den Luxemburger Wald illuminiert und wie auf den Wiesen darunter eine Kuh nach der anderen aufleuchtet. Sehr hübsch, sehr ländlich. Ein paar Tage Haus hüten auf dem Dorf, weil mein Vater Urlaub am Meer macht. Das-Früh-ins-Bett-fallen könnte zu tun haben mit dem einzelnen Glas Viez gestern Abend. Ein gewisses Kontingent des Gesöffs steht hier herum. Ich habe in den kommenden Tagen (mit Absicht) nur einen einzigen Termin, ansonsten gebe ich mich der Anarchie und dem Viez hin, allerdings in einem gewissen Rahmen. Denn es gilt eine Redaktion abzuschließen, auf dem Reader befinden sich fünf Manuskripte, und stündlich werden neue erwartet.
Habe gestern den Speicher durchsucht nach dem wichtigsten Buch meiner Kindheit und Jugend, das für mein neu gewähltes klassisches Hobby hochrelevant ist: Militärflugzeuge der Gegenwart. Nicht gefunden. Ich kann mich irgendwie nicht erinnern, es nach Köln mitgenommen zu haben, aber hier ist es jedenfalls nicht. Wenn es in Köln, wo ich noch nicht richtig nachgesehen habe, auch fehlen sollte, werde ich heulen. Das Buch war prägend und u.a. verantwortlich dafür, dass ich bei der Armee den Unterricht in Flugerkennung an mich gerissen habe und in den Tests stets der Beste war. Die anderen bejubelten mich, trugen mich auf ihren Schultern johlend durch die Kaserne und wollten Liebe mit mir machen. Ich muss diesen Bildband unbedingt wiederfinden. Immerhin habe ich das alte Quartettspiel Kampfflugzeuge entstauben können.
Außerdem habe ich die komplette Sammlung an Star-Wars-Männchen gefunden. Frühe Modelle, gleich nach dem ersten Film damals gekauft. Wir haben sie zu Tableaus und Displays zusammengestellt, Kulissen aus dem Film auf Pappe gemalt und Szenen nachgestellt. Einen großen X-Wing- und einen TIE-Fighter gibt es auch noch. Man kann die Männchen, idealerweise die dafür vorgesehenen Piloten, da reinsetzen, Kanzel dichtmachen und drauflos fighten. Beide Raumschiffe haben kleine rote Lämpchen, die auf Tastendruck aufleuchten und Laserfeuer simulieren, während aus dem Inneren das obligatorische Laserfeuersounddesign erklingt. Aber die Batterien sind längst leer.
Entdeckt wurden auch ein riesenhafter, deaktivierter Spielzeugzoo, das komplette dekonstruierte Fort Laramie, die prächtige Ritterburg, haufenweise Playmobil und Play Big. Beim Play-Big-Fußballspiel meines Bruders (Deutschland vs. Italien) überläuft mich süßes Sentiment, denn sobald Brüderchen es auspackte und aufbaute, kam der Kater angerannt und spielte mit. Er platzierte sich als Torwart und verhinderte jeden Treffer. Deutschland - Italien 23:0. Außerdem gibt es Militärminiaturen, Ü-Eier-Nippes, die komplette Spielzeugauto-Sammlung (in beklagenswertem Zustand, weil mit ihnen tatsächlich robust gespielt wurde), das Aldi-Teleskop, mit dem ich allen Ernstes den Saturn entdeckte, Karnevals-Colts, Peter-Alexander-LPs, diverse Gesellschaftsspiele, Konzerttickets von 1985-1991 sowie stapelweise hochnotpeinliche Schulhefte, die nie, niemals das Licht der Öffentlichkeit erblicken dürfen. Schmerzlich vermisst wird seit Jahren schon der Karton mit den Comics. Jedes Kind unserer Generation besaß so einen, aber unserer ist weg. Die Heftchen waren kurzweilige Unterhaltung, wertlose Gebrauchsware, die man nach zweimaligem Lesen in den Karton schmiss und dann vergaß. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich in dieser zusammengewürfelten Seventies-Sammlung neben dem ganzen Schrott die eine oder andere Rarität verbarg, die man gerne noch mal durchblättern würde. Aber sie sind alle weg. Keine Ahnung, wohin.
Den titanischen Haufen SF- und Fantasy- und Horror-Bücher, den ich aus dem eigenen Haushalt hierher deportierte, habe ich vorerst mal umgangen. Der wird in den kommenden Jahren irgendwann mal in zwei Hälften geteilt: Scheiß und Kein-Scheiß. Und Scheiß wird dann direkt durchs Speicherfenster in die offene Altpapiertonne unten geschmissen. Dann herrscht auch wieder Platz hier oben.

Donnerstag, 2. September 2010

Der Geruch von Klebstoff und Farbe

Habe ernst gemacht und für den langen Winter ein Geschwader aus folgenden Sex-Objekten bestellt:


Von den Herstellern Revell, Academy, Hobby Boss, PM Model, Airfix, RPM und Italeri. Das wird ein ziemlich dickes Paket, deucht mich.