Montag, 25. August 2008

Warrens Penis

Diese Sache hat mir irgendwie keine Ruhe gelassen, das mit dem drei Lichtjahre langen Penis. Ich nahm mal Kontakt zu Warren Rudisheimer in Pensecola/Florida auf. Er war ziemlich leicht zu finden und antwortete auch prompt. Er meint, ja, er kenne diese Werbung, und die versprochene Wirkung von „Ereignishorizont“ bzw. „Event Horizon“, wie der Amerikaner sagt, entspräche auch soweit den Tatsachen, allerdings verschweige die Anpreisung eine eher unangenehme Nebenwirkung, von der andererseits natürlich niemand etwas ahnen konnte. Warren Rudisheimers verlängerter Penis geriet draußen im All mitten in den interstellaren Krieg zwischen den reptilienhaften Gnor’k und der Mikromaschinoiden Maschinellen Maschinenintelligenz (MMM) und wird seitdem von den Gnor’k als Artillerie benutzt, um die biomechanischen Schaltkreise der MMM-Raumschiffe zu verkleben. Warren fühlt sich seitdem nicht mehr ganz als Herr seiner selbst und rät generell ab von dem Penisverlängerungsmittel.

Überzeugende Werbung

Hmm, ich bekam neulich auf einem alten Account eine Werbemail mit dem Ranking der fünf populärsten Penisvergrößerungs-Produkte. Der Ziehschlauch, der Streckkolben, der 2200-Volt-Penisring, der Elastische Türklinken-Streckgummi sowie eine ganz moderne Erfindung namens „Ereignishorizont“, bei dem ein kleines Schwarzes Loch erzeugt und der Pimmel einfach hineingehalten wird. Soll angeblich ein bisschen kribbeln, aber Warren Rudisheimer aus Pensecola/Florida sagt: „O my god, now it’s three lightyears long!“

Samstag, 23. August 2008

Videofreuden

Mein jüngster Onkel war damals der Erste aus dem näheren Umfeld, der sich einen Videorecorder zulegte. Dürfte 1981 gewesen sein. Es war ein Betamax, und er hatte nicht mehr sehr lange Freude daran, weil VHS dabei war, den Formatkrieg zu gewinnen und er bald keine Filme mehr bekam. Sollte uns vorerst egal sein. Da er nur ein paar Schritte entfernt wohnte und fast jeden Tag von der Arbeit Leihcassetten mitbrachte, gingen mein Bruder und ich ihm bald auf den Keks, weil wir abends auftauchten, um mit ihm Filme zu gucken. Diese Verfügbarkeit geheimnisvoller Lichtspiele im ofengeheizten Wohnzimmer war ein Novum und ungemein aufregend. Umso besser, dass mein Onkel keinen irgendwie ausgebildeten Geschmack hatte und schlichtweg alles wegguckte, was ihm in die Finger kam, auch italienische Erotikkomödien der 70er. Gloria Guida, Edwige Fenech und solcherlei Scheißdreck, den ich damals nicht recht verstand, aber eben auch massig Action und Science Fiction, die ich sehr wohl verstand. Zum Beispiel solche Filme wie Starship Invasions, bei dem alle Beteiligten vorher einen IQ-Test durchlaufen mussten und sich herausstellte, dass der Dackel des Beleuchters eigentlich die Regie hätte übernehmen sollen.
Ab in die Ewigkeit war der erste richtig harte Film, den ich damals gesehen habe, mit vierzehn. „Hart“ in dem Sinne, dass er ein reines Slasher-Movie war, in dem es ausschließlich ums Abmetzeln ging, und das sogar recht hochbudgetiert. Mit Glenn Ford als Psychoonkel und der puppenhaft-schaurigen Melissa Sue Anderson aus Unsere kleine Farm als verstörte Schlitzschnepfe, die ihre Geburtstagsfeier auf unkonventionelle Weise nachholt. Im Kino war der Film wohl mal FSK18, aber bereits auf Video wurde er runtergestuft zu FSK16, nichtsdestotrotz ließ mein Onkel uns ihn nicht zu Ende anschauen, weil er um unsere geistige Gesundheit fürchtete. Er schaltete vor dem Finale aus. Okay, mein Bruder war gerade mal zehn. Nun muss man allerdings wissen, dass unser Onkel nicht so irre belastbar war und sich schnell erschreckte oder gruselte. Er hatte bei dem Film offenkundig mehr Schiss als wir Stümpfe. Ich war damals noch zu schüchtern, um nachts in seine Bude einzusteigen und den Film zuende zu gucken. Außerdem hätte ich den Videorecorder gar nicht bedienen können.
Ich habe mir den Film jetzt billig auf DVD geordert, um endlich mal den Schluss zu sehen, und referiere demnächst hier die Metzelszenen. Ich erinnere mich da noch an einige Schönheiten, aber es wird wohl so sein wie mit allem, was den Knaben angespitzt hat und was dem Manne nur noch ein müdes Seufzen entlockt ...

Freitag, 22. August 2008

Mountain Men

Neulich wurde ich übrigens von einem echten Großstädter gefragt, ob das stimmt, was man so hört: dass die Leute in Eifel und Hunsrück und bis runter nach Trier alle drei Augen, Buckel und dunkelgraue Fingernägel hätten und an den Bundesstraßen stünden, um mit Holzspeeren nach Autos zu werfen.
Ich meinte, ja, das sei korrekt, bezöge sich aber tatsächlich mehr auf die Stadt und weniger aufs Umland. Er solle die Stadt besser weiträumig umfahren, weiter südlich im Saarland würden sie dann wieder passiver und säßen hauptsächlich auf dem freien Feld um Lagerfeuer herum.

Sonntag, 17. August 2008

Messerscharfer Verstand

Als wir hier einzogen, hat die Dunstabzugshaube nicht funktioniert. Die Vormieterin, eine Bekannte, meinte auf Nachfrage, die würde doch funktionieren und sie wüsste jetzt auch nicht recht, warum die denn bei uns nicht funktioniert. Pure Gemeinheit? Spontane Antipathie? Ein Ausbruch von Dunstabzugshaubenpest?
Ich bin mehrfach in das Ding reingekrabbelt, habe die Betriebsanleitung herausgesucht und las dort nur, dass man mich zum Kauf des Geräts beglückwünsche und dass vor jedem Filter- oder Glühbirnentausch das Gerät vom Strom zu trennen sei. „Aber genau das ist ja das Problem“, sagte ich zur Betriebsanleitung. „Das Gerät bekommt erst gar keinen Strom, und ein Stecker bzw. eine Steckdose ist gar nirgends zu sehen. Das hättest du nicht gedacht, du blöde Betriebsanleitung, was?“ Betretenes Schweigen.
Konnte es denn sein, dass sich der Stromanschluss irgendwie hinter dem Gerät befand, also verdeckt und halb in der Wand? Dazu hätte man das komplette Teleskop-Mistding auf Verdacht abbauen und wieder anbauen müssen, und wer hatte bitteschön Zeit für so was?
Also sind wir und die Betriebsanleitung nach dem Motto verfahren: Geflissentlich ignorieren, nicht drüber reden, bei offenem Fenster kochen und den Küchendampf per Hand wegwedeln, oder besser noch: mit der Betriebsanleitung als Fächer wegwedeln.
Nur leider setzt sich ohne den Einsatz dieses Geräts langsam doch Fett in der Küche ab, vorzugsweise auf der Abzugshaube selbst. Also ging ich die Sache mal in aller Ruhe und mit aller zur Verfügung stehenden Logik an, jedoch ohne die Betriebsanleitung. Dazu musste ich in voller Länge halsbrecherisch auf die Küchenzeile klettern, um von oben in den Schacht schauen und ein Teleskopteil halb abmontieren zu können. Und da, aus einzig dieser Perspektive sichtbar, lief doch tatsächlich ein graues Stromkabel in die Wand und verschwand dort in einer gebohrten Führungsschiene. Die Stimme in meinem Kopf forderte mich nun dazu auf, vorsichtig von der Küchenzeile zu klettern und doch testweise mal im Kabuff nachzuschauen, das sich auf der anderen Seite der Wand befindet, mit Sicherungskasten, Telefonanschluss, (deaktivierter) Alarmanlage und sonstigem Krimskrams, bei dem niemand so recht durchblickt. Und siehe da, ziemlich weit oben kommt ein weißer Rieseneumel von Kabelstrang aus der Wand, einer, der meines Erachtens schwer nach Telekommunikation oder Kabel-TV aussieht. Darunter befindet sich jedoch auch ein mysteriöses graues Kabel, das den anderen zu entfleuchen trachtet und geradewegs zu einem einsamen Stecker führt, der ganz oben auf dem Schaltkasten der Alarmanlage liegt – statt in der mysteriös hoch angebrachten Steckdose dreißig Zentimeter weiter zu stecken. Wir haben beim Einzug einen Kabuffschrank vor diesen blöden Schaltkasten platziert, so dass man die Ecke nie richtig einsehen konnte. Ich kann’s mir nur so erklären, dass die Vormieterin bei der Reinigung der Haube den Stecker gezogen hat und ihn dort vergaß. Aber nach einem Dreivierteljahr und mit messerscharfem logischem Verstand habe ich ihn dann doch gefunden.
Und jetzt wird erstmal gebraten, bis die Schwarte knackt.

Donnerstag, 14. August 2008

Olümpia

Gestern zum ersten Mal längere Zeit Olympia geschaut. Die im Kinder-Design fabrizierten chinesischen Turnmaschinen werden wahrscheinlich in den Kabinen mit Hydrauliköl versorgt, und die röhrenden amerikanischen Schwimm-Maschinen stammen aus derselben Zukunft wie der T-100, schlagen per Zeitloch im Pentagon auf und werden dort fürs strategische Testschwimmen umprogrammiert, bevor man sie an die Krisenherde der Welt verschifft. Vielleicht schwimmen sie auch selbst bis an den Persischen Golf.
Ich bin außerdem für Damen-Nacktfechten. Mit elastischen Gummidegen, damit sich auch bloß keine wehtut. Britta macht da bestimmt eine gute Figur. Die Jungens können von mir aus weiterfechten wie bisher.

Trillerpfeife

Gestern innerhalb von zweieinhalb Stunden rekordverdächtige sechs Call-Center-Anrufe mit unterdrückten Rufnummern. Ich gehe jetzt nur noch mit Trillerpfeife ans Telefon, und wenn wieder eines dieser Sackgesichter dran ist, darf es sich einen neuen Job suchen, bei dem es sein Gehör nicht zwingend benötigt.

Robot

Hier der HW-Klassiker von 1979. "You queue for the paper, you queue for the bus, you're a Good Morning-machine, you're a How Are You-device, you're a robot."
Robert Calvert starb am 14. August 1988 mit 43 Jahren an einem Herzinfarkt. Es wird vermutet, dass die Psychopharmaka, die er zeitlebens zu sich nehmen musste, seine Pumpe ruiniert hatten.
Anekdote am Rande: Nachdem David Bowie DIESE Geige gehört hatte, wollte er Simon House unbedingt für seine Begleitband haben. Und er bekam ihn.

Dienstag, 12. August 2008

Neulich an der Ampel

Nach dem Regen ist die Wolkendecke wieder aufgebrochen, und es herrscht blauer Himmel. Ich stehe an der Fußgängerampel Kreuzung Hohe Pforte/Blaubach und überlege mir, ob ich in diesen Videoladen auf der anderen Seite reingehen soll, sofern diese Ampel endlich mal grün wird. Neben mir steht ein gut abgehangener, sabbernder Zausel in Kleidung, die vor dreißig Jahren im Aldi modern war, wühlt hektisch in seiner Jutetasche und ruft dauernd „Yo! Yo! Yo!“.
Ich schaue eine Weile in die Regenpfütze direkt vor mir, in der sich der Himmel spiegelt. Eine weiße Wolke zieht träge durchs Wasser, gerät aus dem Blick und hinterlässt nur das Azurblau des Himmels. Ich will die Augen wieder auf das rote Ampelmännchen gegenüber richten, als etwas meine Aufmerksamkeit erregt. Im Pfützenspiegel schwebt plötzlich etwas sehr Merkwürdiges heran und schiebt sich immer weiter ins Bild. Ich muss mal eben kurz die Augen zukneifen und sie ungläubig wieder öffnen. Es ist immer noch da, nur ein bisschen weitergeschwebt in der Pfütze. So richtig glauben kann ich's jedenfalls nicht. Ein verdammt großes Luftschiff ist da zu sehen. Nicht so ein kleines surrendes Werbeding, wie sie bei uns heute manchmal durch die Lüfte schweben, sondern ein Riesenapparillo, groß wie ein Stadtviertel, mit knallrotem Auftriebskörper, der offenbar teilweise mit Holz verkleidet ist, gewaltigen Heckflossen und einer braunen Gondel mit einem sausenden Propeller und ganz komischen, verschnörkelten Aufbauten daran, die nach Jugendstil aussehen. Scheinen mir MG-Kanzeln oder kleine Geschütztürme zu sein. Könnten auch kleine Aussichts-Teestuben sein. Auf der Seite der Gondel steht in sauberen weißen Lettern, spiegelbildlich natürlich, zu lesen: „Royal Welch Fusiliers – Air Marine – established 1908“.
Ich schaue von dem Ding in der Pfütze in den Himmel, aber da ist nichts außer Azurblau und ein paar Wölkchen. Nichts da oben erzeugt dieses Spiegelbild. Der Typ neben mir hat seine Jutetasche fallenlassen, ist verstummt, wie ich jetzt bemerke, schaut schon seit geraumer Zeit nach oben und murmelt entgeistert: „Boah! Yo! Mann!“ Ich folge zwanghaft seinem Blick, aber da ist rein gar nichts. Stattdessen schaue ich wieder in die Pfütze und sehe gerade noch, wie das Heck des Luftschiffs sich aus dem Blick schiebt. Dann wird die Ampel grün, und ich marschiere kopfschüttelnd über die Straße Richtung Waidmarkt, während der Zausel stehenbleibt und den Mund nicht mehr zukriegt.

Samstag, 9. August 2008

Olympisches Lächeln

Mal die erste Dosis Olympia eingenommen. Ich weiß nicht, aber irgendwie wirkt dieses Eröffnungszeremonie-Dauerlächeln noch reichlich mechanisch. Immerhin gut zu wissen, dass es in China auch niedliche Kinder gibt und nicht nur Marsch- und Trommel-Bataillone.
Marietta Slomka, die man von meinen Gebühren nach Peking geflogen hatte, um das „heute-journal“ vor entsprechender Kulisse zu bewerkstelligen, passte sich dem konsequent an. Während ihrer Moderation trug sie ein derart breites, irritierendes Dauergrinsen im Gesicht, dass man sich Sorgen machte, sie würde gleich anfangen zu kickeln und müsste von drei starken Therapeuten herausgetragen werden. Vermutlich hatte sie einen Reisschnaps zu viel intus, oder unter ihrer Moderationstheke stand ein chinesicher Zwerg mit einer Pfauenfeder und kitzelte sie in den Kniekehlen.

Mittwoch, 6. August 2008

Pohl

Ich verkünde hiermit und für alle Zeit, dass mir von „den Alten“ Frederik Pohl der liebste ist. Der alte Kommunist (american style) wird nächstes Jahr 90.
Ich komme jetzt deswegen drauf. Nicht dass dieser Roman nun so irre doll wäre, aber Pohl hat einfach diese Ironie, die alles erträglicher macht – Hänger im Roman ebenso wie das Leben und das Universum an sich.

Dienstag, 5. August 2008

Dunkle Welt

Nein, die Welt ist nicht immer schön und lustig.
Es fing damit an, dass Knights of Space von Hawkwind bei Amazon plötzlich nicht mehr lieferbar ist. Davon war vorher keine Rede, jetzt hingegen heißt es „Wir bemühen uns sehr blablabla“. Also musste ich auf Caiman America ausweichen. Die liefern aus Übersee und brauchen entsprechend lange. Es liegt auf diesem Album, wie auf jedem Album der Band, ein Fluch. Ich wandte mich ab, ging in den Keller und schlug vor Zorn Putz von der Wand.
Als ich wieder hochkam, erfuhr ich, dass meine schicken Sneakers von Ebay in der Post verloren gegangen sind. Daraufhin hatte ich zweimal E-Mail-Kontakt zu einer Angestellten des fraglichen Powersellers, die mir mitteilte, dass meine Größe nicht mehr da sei und ich ein anderes Modell wählen solle. Als wir dann endlich so weit waren, dass ich mir genauso schicke neue Sneakers ausgesucht hatte und es der Dame mitteilen wollte, erhielt ich Out of Office Replies: „Wir sind im Urlaub, du Tropf.“ Ich ging in den Keller und riss im Keller alle Waschmaschinenanschlüsse heraus.
Als ich wieder oben war, ging der Laptop kaputt. Einfach so. Windows lud zum Verrecken nicht mehr, und selbst erprobte Schamanentänze aus dem unteren Orinoco-Delta halfen nicht. Es sah nach einer defekten Hibernate-Datei aus, die in letzter Zeit öfter Ärger gemacht hatte. Das sind die Momente, in denen man sich schämt, dass man zu Studentenzeiten nichts als Hohn und Spott über die nerdigen Informatiker ausgeschüttet hat. Meine bewährte Radikalmethode in solchen Fällen: Erst eine XP-Neuinstallation über die alte, um die Kiste ans Laufen zu bringen und die nicht doppelt gesicherten Früchte der jüngsten Arbeit auf den USB-Stick zu retten. Danach die Komplettformatierung von Partition C bis zum Status der Jungfräulichkeit, anschließend die erneute Besamung mit XP. Das Ganze ist nicht so erotisch, wie es sich anhört, und dauert zudem die halbe Nacht. Danach ging ich im Dunkeln raus und warf prallgefüllte Müllsäcke auf vorbeifahrende Autos.
Solch eine Verkettung von Nackenschlägen macht aus einem emotional gefestigten Mann ein wimmerndes Häuflein Elend. Als ich heute Morgen zum Therapeuten gehen wollte, weigerte sich die Katze, mir von der Schulter zu steigen, und hakte sich fest. Also musste ich daheim bleiben, mit gekrümmtem Rücken und vor Schnurren dröhnenden Ohren, und düster dräuend an die Wand starren.

Freitag, 1. August 2008

"Meine Gurke rutscht!"

Man muss es sehen, sonst glaubt man’s nicht. Boris Becker trifft Verona Pooth auf PRO7. Mister Indifferent meets Miss Hochfrequent und besucht mit ihr die relevanten Schauplätze ihres Daseins. Er bringt genau die richtige Einstellung mit, sein Verhalten entspricht dem Lebensmotto „Ich bin so scheißreich, dass mir ohnehin alles scheißegal ist, und du ordinäre Kuh sowieso.“ Sie betreten hauptsächlich die Luxusläden und Wellness-Shops auf der Düsseldorfer Kö und drumherum. Seien wir ehrlich, diese Schuppen haben diese beiden auch verdient. Der relevanteste Satz, der fällt, lautet: „Mein Gurke rutscht!“, und das kommt so: Verona Pooth hat Boris Becker eine Schönheitsmaske verpasst, und dabei verrutscht die einzelne Gurkenscheibe. PRO7 suggeriert derweil durch eingeblendete Playboy-Fotos von Frau Pooth, Boris Becker würde beim Wellness-Entspannen von einem Schäferstündchen mit diesem fleischgewordenen Minuszeichen träumen. Aber ihm ist alles zuzutrauen, das stimmt schon. Ob Verona Pooth beim Sex wohl auch redet? Danach geht’s noch zum sündhaft teuren Zigarrerauchen in irgendein Luxushotel, wo bereits jemand auf sie wartet, der nach Geld und Hipness duftet und aussieht wie ein ukrainischer Zuhälter. Er wird zwar großartig vorgestellt, spielt aber dann leider keine Rolle mehr. Vermutlich war das ein Musikproduzent oder ein PRO7-Redaktionsleiter.
Schließlich geht es per Privatjet nach Hamburg, zu Veronas Kindheit und Jugend. Ausgegraben wird auch die LP „ihrer Band“ Chocolate, darauf enthalten der Megahit „Ritmo de la Noche“, zu dem Verona eine Textzeile beigetragen hat. Boris Becker meint: „Ich hör dich gar nicht raus.“ Ein ergrauter Plattenverkäuferfuzzy, der nach toskanischem Rotwein riecht, steht daneben und lächelt weise. Ohne Punkt und Komma wird man danach zur Grundschule kutschiert, wo PRO7 für Verona Pooth eine Deutschstunde organisiert hat, mit ihr als Lehrerin. Wie viel Verachtung können Fernsehredakteure für ihre eigene Muttersprache eigentlich aufbringen?
Irgendwie befinden sich die beiden dann in Wien, wo Verona Pooth damals für viel Geld ihren Insolvenzjongleur geehelicht hat. Womöglich flogen sie und Boris Becker danach wieder zurück nach Düsseldorf und besuchten quasi als Vorausdeutung relevanter Lebensschauplätze die Räumlichkeiten der Steuerfahndung oder den Frauenknast. Keine Ahnung, ich saß bereits mit Durchfall auf dem Klo, las den Vorwärts und war echt froh darüber, Sozialdemokrat zu sein.