Dienstag, 30. Juni 2009

Schrecken des Radwegs

Ich liege nicht, ich wiederhole, ich liege NICHT unidentifiziert hingestreckt über einem Luxemburger Radweg. Ich erlitt während der Zwanzig-und-mehr-Kilometer-Grenzland-Radtour in drückender Schwüle keinen Infarkt. Alle anderslautenden Gerüchte sind nicht zutreffend.
Tatsächlich bin ich beeindruckt von mir selbst. Die erste derart weite Radtour seit, ja, seit über zwanzig Jahren.
Der Schrecken des regionalen Radwegenetzes ist zurück. Er kommt von hinten, ohne Klingel (sein Fahrrad hat keine). Er bremst ausschließlich für niedliche Tiere, für sonst niemanden, reckt bei Steigungen seinen Hintern in die Höhe wie ein Pavian und beharrt in Gefällen rücksichtslos auf der Ideallinie. Wenn Sie ihm „Hey, Rowdy!“ hinterher rufen, hat das wenig Sinn, denn er ist schon so weit weg, dass er Sie nicht mehr hört. Sofern Sie einen Fahrradhelm tragen, hören Sie ihn Ihrerseits beim Überholmanöver kichern, denn er findet Helme erheiternd. Wenn auf die Fresse fallen, dann bitte richtig.
Nun ja, das ist alles ein bisschen übertrieben. Er kommt heute gemächlicher daher, vielleicht lässt er Sie sogar überholen. Sie sehen ihn womöglich schon mal für eine Zigarettenpause auf einem Begrenzungsstein am Wegesrand sitzen und unauffällig sein schmerzendes Hinterteil massieren.

Montag, 29. Juni 2009

Beiläufige Lektüre

Lektüre 1: Nächstes Wochenende ist Festchen auf dem Dorf. Jubiläum des Musikvereins. Die Programmhefte wurden inzwischen verteilt. Ein solches Programmheft besteht hauptsächlich aus erbaulichen Texten über die Historie und die soziale Bedeutung des Musikvereins, aus Fotos dauerlächelnder Mitglieder sowie aus Unmengen von Anzeigen, in denen Betriebe aus der Region auf ihre Dienstleistungen hinweisen. Bestimmt die Hälfte meiner Mitschüler aus der Grundschule ist heute solider Mittelstand, vom Friseursalon bis zur Schreinerei. Beeindruckend. Ziemlich weit hinten im Heft findet sich auch die wenig dezente Werbung für den regionalen Puff. Ohne Nennung von Namen selbstverständlich, aber ich habe eine ungefähre Ahnung, wer aus der Grundschulklasse den Laden schmeißt.

Lektüre 2: In der Bildzeitung steht heute, dass es uncool sei, zu behaupten, man möge die Musik von Michael Jackson nicht. Nein, ich will nicht uncool sein!
Aber endlich ist mal wieder was los! Enthüllungen im Sekundentakt. Ich kann die groß angekündigte Beerdigung kaum abwarten, vermutlich wird ein blinkendes Raumschiff vom Planeten Zeta Reticuli 4 auftauchen, es werden ihm hagere, weiße, staksende Gestalten mit Mundschutz entsteigen, den aus dezentem Milchglas gefertigten Sarg aufnehmen und den verlorenen Sohn nach Hause holen. Der Anführer dieser Prozession ist jedoch merkwürdig dick und teigig, und als sich aus Versehen sein Mundschutz löst, erkennen alle die Wahrheit und rufen: „Elvis!“ Der erste Sargträger muss vor Schreck husten, ihm fällt daraufhin die Nase ab, und alle erkennen die noch viel unglaublichere Wahrheit: „Michael!“
Und wer liegt da im Sarg?

Tektonik

Die Eifel fällt gerade zurück in die geologische Frühgeschichte. Zumindest was die Reisegeschwindigkeit betrifft. Man nimmt dort neuerdings die Kontinentalverschiebung wahr, kein Witz.
Die B51 zwischen Köln und dem Dorf war seit jeher eine Übung in Langmut. Kraftfahrstraße und Hauptverkehrsachse der Region und zugleich Abkürzung für LKWs, die zwischen skandinavischen Industriestädten und südeuropäischen Obstplantagen pendeln. Nach der Öffnung Osteuropas dann … o je ... Hier treten seit Jahrzehnten Durchreisende und Einheimische gegeneinander an, um herauszufinden, wer den härteren Schädel hat. Herrlich kreative, suizidale Fahrmanöver, immer gut für einen lauten Fluch oder ein noch lauteres Auflachen.
Nun jedoch eine Neuerung: Im Zuge sommerlicher Ausbesserungsarbeiten wurde nahezu jede Überholmöglichkeit gesperrt und mit Baustellen versehen. Die Illusion des Vorankommens wird einem genommen. Alle Überholspuren sind dicht, und als sich mir dieses Drama in einem mitleidlosen Nacheinander (gesperrt … gesperrt … auch gesperrt …) offenbart, kichere ich zunehmend irre. Hi. Hihi. Hihihi. Ich werde wahnsinnig. Ich muss so langsam fahren, dass ich die Tektonik unter den Reifen wahrnehme, das schiere Alter der Welt. Nicht ich bewege mich, sondern werde bewegt! Denn wenn gerade kein Laster vor einem keucht, dann ist es garantiert ein Düsseldorfer Rentner. Ich gebe es auf, nehme es poetisch und fühle mich wie ein Teil der planetaren Verschiebungen. Wenn das so weitergeht, befördert die Tektonik mich, das Auto und diese Straße schneller ans Ziel als der Motor. Und im Rückspiegel lässt derweil der Porschefahrer seinen eigenen Motor im zweiten Gang aufröhren, während sein Gesicht immer violetter wird und seine Frontscheibe beschlägt. Ich bin beruhigt: Gegen den ist mein eigener poetischer Wahnsinn mild. Der kichert nicht, der schreit. Er findet definitiv keinen Spaß daran, sich mit der Tektonik treiben zu lassen. Dann vollführt er auch noch dauernd diese Zickzack-Fahrbewegungen wie die Formel-1-Fahrer, wenn sie in der Einführungsrunde ihre Reifen aufwärmen. Ein verzweifeltes Zeichen, dass er noch lebt, die pure Weigerung, zur Kontinentalplatte zu erstarren. Auf dem vorletzten Stück, selige Autobahn, zieht er weg, schnappt sich mich und den Düsseldorfer Rentner, ein paar Lastwagen noch dazu – um kurz darauf in der nächsten Baustelle von 250 km/h auf 30 km/h runtergebremst zu werden. Da vorne, zwischen den Lastern, kann ich ihn sehen, wie er wieder seine Zickzack-Manöver ausführt, zucke mit den Schultern und beobachte leise kichernd, wie die Hügel um mich herum rollen.

Freitag, 26. Juni 2009

Trauma

Ich überlege, ob ich die neue Platte von Peter Hammill kaufen soll oder nicht. Den Hörproben nach zu urteilen, ist es wieder mal ein einsam eingespieltes Alterswerk, in camera sozusagen, das gravitätisch und pathetisch durch die Landschaft geistert. Sicher, es werden tolle Texte darauf zu finden sein, weise und zitierfähig, manches vielleicht auch ein bisschen arg altherrenmoralisch. Allein, die Musik ermüdet mich vermutlich recht schnell.
Dennoch führt der Weg immer wieder zurück zu Hammill und der Zeit mit ihm. Merkwürdiges Trauma. Ich frage mich bei jeder neuen Platte, ob ich sie kaufen soll oder nicht. Es ist ein bisschen so, als würde man auf dem Rewe-Parkplatz den Leiter der psychotherapeutischen Jugendgruppe von damals treffen, der das BAP- und Supertramp-Trauma behandelt hat. Der hagere Kerl wird einen kurz aus seinen müden, alten Augen anschauen, bevor er seine Einkäufe in den Kofferraum packt und sagt: „Herrje, du warst immer so ein ernstes Kind. Wie ist noch mal dein Name?“

Mittwoch, 24. Juni 2009

Ein Versehen


Habe aus Versehen die Katze mit nach München geschickt. Dieses Foto entstand, nachdem man sie mir zurückgeschickt hatte, unter ihr zwei neue Manuskripte. Nix passiert.

Sonntag, 21. Juni 2009

Paketschnursklave

Ich bräuchte einen Paketschnursklaven.
Jemanden, der gegen geringes Entgelt oder gar keins Manuskripte und Bücher zur Rücksendung kreativ auf die vorhandene Paketkapazität verteilt, mit labbrigem, sich ständig verhedderndem Paketklebeband verschnürt, Paketaufkleber korrekt mit Adressen ausstattet, draufpappt, alte Strichcodes abknibbelt, um den Scannern im Paketzentrum Missverständnisse zu ersparen, und der den ganzen Krempel dann auch noch zur Post schleppt, sich dort keuchend anstellt, geduldig wartet und den Paketturm einer netten gelbblauen Mitarbeiterin auf die Theke wuchtet, bis diese dahinter nicht mehr zu sehen ist.
Anyone? Es kann Spaß machen, fördert die Kreativität, das räumliche Denken und das Gefühl für platzsparendes Stapeln und Keilen, geht gut auf die Muckis und die Motorik, die grobe wie die feine. Es erfordert Erfahrung mit solch brisanten Utensilien wie Schere, Kugelschreiber, Klebeband, Klebebandabroller, Büroklammer, Kampfmesser, Tragetasche, Säge, Presslufthammer, Lötlampe, Silikonpistole und Geldbeutel. Und danach sieht man aus wie die Sau und kommt sich vor, als hätte man an einem schlammigen Seeufer in der Kreidezeit erfolgreich mit einem Stegosaurus gerungen. Anderswo bezahlen Leute Geld für so ein vielseitiges Training.

Dienstag, 16. Juni 2009

Banks

Iain Banks hat dem ästhetisch und hormonell desorientierten Reitersmann damals den Glauben an Inhalt und Struktur wiedergegeben. Er baute die Hoch- und Gegenwartsliteratur ins Genre ein. Er überraschte, er spielte, er war zynisch, desillusionierend und gerecht. Er war gutgelaunt. Und seine Raumschiffnamen sind immer noch die besten.
Zu einer Zeit, als der Cyberpunk zur Pose erstarrte, Typen wie Bruce Sterling und John Shirley sich so langsam als nerdige Hypes zu erweisen begannen und der Rest ohnehin langweilte, warfen zwei deutsche Taschenbuchverlage in schneller Folge Banks unters Volk. Es entstand eine sentimentale Beziehung jenseits von Gut und Böse. Der Einfluss seiner phantastisch gebrochenen Gegenwartsromane ist bis heute nicht zu unterschätzen.
Der DHL-Mann brachte ihn gerade. Den neuen Banks. Alles andere ruht. Ich bin in den nächsten Tagen nicht zu sprechen.

Sonntag, 14. Juni 2009

Das Mondlicht fällt auf das Fußende meines Bettes und liegt dort wie ein großer, heller, flacher Stein.

Ich mag eigentlich keine Hörbücher. Sie liefern mir zu viel vorgefertigte Interpretation und Assoziation mit. Wenn ich Lust habe, lese ich selbst vielleicht mal eine Zeitlang laut, bis mir das Maul austrocknet oder das Verhaspeln überhand nimmt. Dafür muss ich eigentlich kein Geld ausgeben, aber vielleicht liegt es einfach daran, dass ich zu selten bügle.
Ich habe mir nun dennoch mal den bedeutendsten phantastischen Roman aus deutscher Feder geordert, einfach weil’s ihn gelesen gibt, weil die Lesung vorzüglich sein soll, weil's skandalös billig zu haben war und weil ich mir vom reinen, meditativen Zuhören neue Erkenntnisse erhoffe, was das wunderliche Dasein zwischen Traum und Wachen angeht und wie der Mikro- mit dem Makrokosmos zusammenhängt. Ich werde das Buch flach liegend anhören, 8 CDs lang, und mal abwarten, ob ich zur Prosa zu schweben beginne.

Samstag, 13. Juni 2009

Pan Transcendental Industries

Cherry Red Records Sublabel Atomhenge und die Neuveröffentlichungen der alten Hawks-Sachen wurden für den Mojo Award Kategorie „Best Catalogue“ nominiert (und unterlagen bei der Preisverleihung einer Miles-Davis-Neuausgabe). Unter den Mojo-Leuten finden sich nicht wenige Hawks-Enthusiasten, die die Bandbreite der Band stets zu schätzen wussten.
Ich habe nun doch mal zugeschlagen und einiges von Atomhenge geordert. Die Verlockung durch die Bonus-Tracks ist deutlich zu hoch, die Preise sind einfach zu zivil. Die durchgestylte Rock-Pop-Wave-Punk-Platte der Hawklords von 1978 beherbergt eine Fülle von spannenden Alternativ-Versionen, kommt mit der kompletten Cover Art von damals, inklusive Robert Calverts legendärer Firmengeschichte des dubiosen Konzerns „Pan Transcendental Industries“, und der Live-Mitschnitt aus demselben Jahr (Abb.) bietet einen kompletten Gig, in dem Calvert so richtig abgeht.
Hier ein kleiner Abschnitt aus einem Artikel fürs SF-Jahrbuch 2007.

Hawklords – 25 Years On hätte auch ein Solo-Werk Calverts werden können, es kam aber dann doch eine Platte heraus, die in den Hawkwind-Back-Katalog gehört. Die Band spaltete sich aufgrund kreativer und kommerzieller Unstimmigkeiten in zwei Fraktionen; die Calvert/Brock-Fraktion nahm sich neue Begleitmusiker und setzte ihre Ideen auf diesem Album um. Wiederum ist es (…) ein loses Konzeptalbum, das einen Blick in die Zukunft riskiert. Es handelt sich hier, so der Erläuterungstext, um ‚a metaphysical view of factory with album cover’. Vermittelt wird dies durch die fiktive US-Firma ‚Pan Transcendental Industries’, die es sich seit 1953 zur Aufgabe gemacht hat, Religion und Kultur einer Frischzellenkur zu unterziehen und sie systematisch umzuformen zu etwas, was einen neuen Menschentypus generiert, eventuell sogar ein neues Universum: eine allgewaltige Verschwörungsmaschine namens ‚Metaphactory’, die aus Popkultur Faschismus macht. Wir, die gleichgeschalteten Kunden des Megatrusts, sind verdammt zum Konsum und zur buchstäblichen Perspektivlosigkeit: ‚It’s the age of the micro man, who sees the details but never the plan.’ Und was ‚Pan Transcendental’ so alles tut oder bereits getan hat, darf man in den Songtexten des Albums bewundern: Man findet Diskurse über Telepathie, Wohnbunker, einen drogensüchtigen australischen Buschdoktor, Agenten im Kalten Krieg, Gen-Manipulation, transformierte Mythologien, über die gesichtslose, gequälte Massengesellschaft und die Reduktion des Einzelnen zur bloßen dummen Zahl. Die Platte stellt die Präsentation eines neuen 25-Jahresplans zur Umformung des Menschen dar und verkörpert am deutlichsten Calverts Vorstellung einer idealen Transformation der Gegenwart mittels SF-Motiven in die Musik. Nie zuvor und niemals wieder danach waren Hawkwind derart punkig und stylish. Dave Brock und die anderen steuern zu Calverts Lyrik großes Songwriting bei, kaum eine Spur von den üblichen langen Improvisationen und dem rauschhaften Gezirpe und Gezische, stattdessen vollendete Ökonomie und Straffheit, wohl aber mit einigem heftigen Riff-Rock für die Headbanger-Fraktion. Die Bühnenshow zum Album kam daher wie ein Update von Fritz Langs Metropolis. Von den Medien blieb das Album seinerzeit unverstanden, denn wie konnte es sein, dass langhaarige Space-Rock-Relikte plötzlich zu New-Wave-Apologeten wurden?“

Donnerstag, 11. Juni 2009

Mach's gut, Regina ...

Ich habe viel zusammengearbeitet mit Übersetzerin Regina Winter, gestern wollte sie ihren jüngsten Text liefern.
Sehr maßgeblich war damals ihre Arbeit für die Fantasy-Reihe „Excalibur“ des Knaur Verlags. Ich habe wirklich eine ganze Menge ihrer schönen, eleganten Übersetzungen redigiert und habe mich auf die Zusammenarbeit jedesmal gefreut. Der erste ihrer Texte, den ich durchnudelte, war der hier. Es folgten viele weitere.
Wir blieben auch nach dem Ende von „Excalibur“ in freundschaftlich-heiterem (E-Mail-)Kontakt, fachkundige Anekdoten über ihre beiden Hunde eingeschlossen, oft mit neuem Fotomaterial. Regina stammte aus der Frankfurter Gegend und wohnte nach einer Zeit in NYC, nun im eher ländlichen Südkanada. Es gab die vage Idee, sie irgendwann mal zu besuchen und Grizzlys zu jagen. Auf der Buchmesse trafen wir uns einmal gezielt und lästerten gehörig einen ab. Regina war Übersetzerin mit Leidenschaft und Know-how. Sie hatte keine Berührungsängste und galt auch bei Lesern von Star Wars-Tie-Ins als Koryphäe. Sie war schon lange „im Dienst“, bevor ich mit diesem Job meine Brötchen zu verdienen begann. Ihre Texte haben mich und meine Arbeit von Anfang an begleitet und mitgeprägt.
Regina Winter ist vorgestern völlig überraschend verstorben, im Alter von 52 Jahren. Ich bin nicht wenig erschüttert.

Dienstag, 9. Juni 2009

Flora und Fauna

Super, auf dem neuen Radweg Richtung Nachbardorf wurden jetzt Info-Tafeln aufgestellt, die kundtun, warum der Weg teilweise auf Stelzen gestellt wurde. Wusste ich zwar schon vorher, ist aber doch gut, um mal eine Pause einzulegen, eine Kippe zu schmauchen und interessiert die Tafel zu lesen. Im Feuchtbiotop wohnen Hirschzungenfarn und Sintermoos, außerdem Matscholm, Schlammschlumpf, Patschepatschekröte, Suhlschnecke und der vom Aussterben bedrohte Pfützenschmeißer. Außerdem hat man unten am Fluss eine große Ausgleichsfläche geschaffen, ehemaliges Ackerland, das sich nun zu einem Auenbiotop auswächst. Man hofft, hier den Eisvogel, die 120-km/h-Libelle, den Blauen Feldmarschall und den Zappendusterich ansiedeln zu können. Beim nächsten Ausflug bringe ich ein Buch zum Bestimmen von Flora und Fauna sowie ein Fernglas mit.
„Hörst du dieses tiefkehlige Schnattern, Schatz?“
„Ja, eindeutig ein Brummgimpel!“
„Hörst du denn auch dieses seltsame Schmatzen, Krachen und Keuchen von hinter der Kurve? Was für ein Wesen mag das bloß sein?“
„Unser Buch sagt, das sei nix Besonderes und überall anzutreffen. Ein Luchs, der ein zu langsam fahrendes Rentnerehepaar gerissen hat.“

Montag, 8. Juni 2009

Matrix-Träume

Habe die aktuellen TV-Wiederholungen von Matrix 1-3 geschaut. Die Hoffnung: Vielleicht ergibt ja in der Wiederholung irgendetwas an diesem Humbug Sinn. Ich bin auf der Sinnsuche jedesmal eingeschlafen. Beim ersten Teil habe ich davon geträumt, mit cooler Sonnenbrille und in einem knöchellangen schwarzen Ledermantel in meine alte Schule zu stiefeln und Mitschüler und Lehrer mit Wattebäuschen zu bewerfen. Ich war stets zu friedfertig für automatische Waffen, selbst im Traum. Aber ein pathetisches Fanal zur Zerschlagung der allumfassenden Fremdsteuerung und zur Rückgewinnung der Handlungsautonomie eines gebeutelten Pickelträgers wollte ich schon setzen. Ich rief: "Ihr seid alle Agenten!", aber sie lachten bloß. Im Traum während des zweiten Teils kehrte ich mit Softbällen zurück und bewarf sie damit, und während des dritten Teils machte ich dann doch eine Banklehre.

Freitag, 5. Juni 2009

Wie Obama! unseren Tag plante

Das Auto betankt, das Ränzlein geschnürt, alles war bereit für den Tagesausflug vom Dorf in der Südeifel bis nach Speyer und zur dortigen Wikingerausstellung. Dann diese Nachricht im Radio: „Wegen Obama! ist die halbe Pfalz gesperrt. Fahren Sie heute besser woanders hin.“
Ich schlug mir vor den Kopf und dachte bei mir: Wie konnte ich das bloß vergessen?
Okay, wir verschieben also Speyer für einen Tag und fahren auf Anraten der Lebensgefährtin ins durchweg Obama!-lose nördliche Saarland und zur Villa Borg. Die Villa Borg ist ein großer römischer Gutshof (villa rustica), den man so gut wie komplett rekonstruiert hat. Liegt ziemlich genau da, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, zwischen den Dörfchen Borg und Oberleuken nämlich, und auf der Zufahrt muss man ins Feld ausweichen, wenn ein anderes Auto entgegenkommt. Aber es lohnt sich. Diese Rekonstruktionen sind unter Fachleuten umstritten, weil man nie so viel Konkretes weiß, wie die wiedererrichteten Gebäude suggerieren, und Bauphasen auch nicht in ihrer Dynamik abgebildet werden können, aber es ist dennoch ein sinnliches Erlebnis, ein solches Areal in einem vermuteten Originalzustand vor sich zu haben und durchschreiten zu können. Mich persönlich erstaunt es doch immer wieder, wie viel von unserer heutigen Zivilisation zurückgeht auf dieses Kulturvolk, nicht nur in Dingen des Geistes, sondern ganz plastisch in Gebäuden zum Durchwandern und Gegenständen zum Betatschen. Außerdem hatten wir Glück: Die rekonstruierte Badeanlage kann gemietet werden von Freunden des historischen Badeerlebnisses, und an diesem Abend findet eine solche Veranstaltung statt. Was bedeutet, dass das Warmbad schon mächtig vorgeheizt war und man somit schön authentisch ins Schwitzen geriet im Raum. Nebenan saß im sonst abgesperrten Heizraum der Sklave, äh Angestellte, rauchte eine und überwachte das authentische Feuer zum Beheizen dieser Quasi-Sauna. In Xanten gibt es Ähnliches, größer noch, aber Borg ist auch nett. Hier die Website des Archäologieparks.
Und wenn man das dann noch abschließt mit einem Mampf in der Taverne, wo sie einem echt römische Speisen kredenzen (Schinkenbraten mit rohen Zwiebeln an Feigensoße mit dicken Bohnen und Dinkelbrot, dazu einen Mulsum), dann darf das als gelungener Ausflug gewertet werden. Danke, Obama!, und schönen Urlaub in Paris. Jetzt sind die Franzosen mal dran mit den Absperrungen.