Freitag, 5. Juni 2009

Wie Obama! unseren Tag plante

Das Auto betankt, das Ränzlein geschnürt, alles war bereit für den Tagesausflug vom Dorf in der Südeifel bis nach Speyer und zur dortigen Wikingerausstellung. Dann diese Nachricht im Radio: „Wegen Obama! ist die halbe Pfalz gesperrt. Fahren Sie heute besser woanders hin.“
Ich schlug mir vor den Kopf und dachte bei mir: Wie konnte ich das bloß vergessen?
Okay, wir verschieben also Speyer für einen Tag und fahren auf Anraten der Lebensgefährtin ins durchweg Obama!-lose nördliche Saarland und zur Villa Borg. Die Villa Borg ist ein großer römischer Gutshof (villa rustica), den man so gut wie komplett rekonstruiert hat. Liegt ziemlich genau da, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, zwischen den Dörfchen Borg und Oberleuken nämlich, und auf der Zufahrt muss man ins Feld ausweichen, wenn ein anderes Auto entgegenkommt. Aber es lohnt sich. Diese Rekonstruktionen sind unter Fachleuten umstritten, weil man nie so viel Konkretes weiß, wie die wiedererrichteten Gebäude suggerieren, und Bauphasen auch nicht in ihrer Dynamik abgebildet werden können, aber es ist dennoch ein sinnliches Erlebnis, ein solches Areal in einem vermuteten Originalzustand vor sich zu haben und durchschreiten zu können. Mich persönlich erstaunt es doch immer wieder, wie viel von unserer heutigen Zivilisation zurückgeht auf dieses Kulturvolk, nicht nur in Dingen des Geistes, sondern ganz plastisch in Gebäuden zum Durchwandern und Gegenständen zum Betatschen. Außerdem hatten wir Glück: Die rekonstruierte Badeanlage kann gemietet werden von Freunden des historischen Badeerlebnisses, und an diesem Abend findet eine solche Veranstaltung statt. Was bedeutet, dass das Warmbad schon mächtig vorgeheizt war und man somit schön authentisch ins Schwitzen geriet im Raum. Nebenan saß im sonst abgesperrten Heizraum der Sklave, äh Angestellte, rauchte eine und überwachte das authentische Feuer zum Beheizen dieser Quasi-Sauna. In Xanten gibt es Ähnliches, größer noch, aber Borg ist auch nett. Hier die Website des Archäologieparks.
Und wenn man das dann noch abschließt mit einem Mampf in der Taverne, wo sie einem echt römische Speisen kredenzen (Schinkenbraten mit rohen Zwiebeln an Feigensoße mit dicken Bohnen und Dinkelbrot, dazu einen Mulsum), dann darf das als gelungener Ausflug gewertet werden. Danke, Obama!, und schönen Urlaub in Paris. Jetzt sind die Franzosen mal dran mit den Absperrungen.

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