Samstag, 3. November 2007

Michel verbieten!

Da zappe ich gestern am Kinderkanal vorbei und bleibe hängen. Es war Michel aus Lönneberga, einer der episodischen 90-Minüter. Lange nicht mehr gesehen. Und ich war von dem, was ich da zu sehen bekam, ehrlich entsetzt. Man müsste diese Filme eigentlich verbieten.
Es ist Sommer, Michel ist schon im Schlafrock und spielt mal wieder einen Streich. Der Vater jagt ihn in den Schuppen. Der Junge macht nun Folgendes: Erst spannt er einen Holzklotz in eine Klemme, sägt mit einer riesigen Säge ein passendes Stück davon ab, greift sich sein mordsmäßig scharfes Schnitzmesser und beginnt damit, ein Männchen zu schnitzen. Erst im Stehen, danach setzt er sich hin, schiebt seinen Schlafrock etwas hoch und klemmt sich den Klotz zwischen die nackten Beine. Und schnitzt mit einigem Kraftaufwand fröhlich weiter, dass die Späne fliegen, das lebensgefährliche Messer immer nur Zentimeter von Fingern oder Beinen entfernt. Und sauber ist dieses Messer erst recht nicht. Was da Keime drankleben müssen!
Es ist mir damals als jugendlicher Zuschauer wohl nicht so aufgefallen, aber heute weiß ich: Es ist skandalös. Womöglich macht noch ein Kind das nach. Setzt sich in seinem Zimmer unbeobachtet halbnackisch hin, greift sich ein gefährliches, womöglich sogar dreckiges Messer aus Papas Kellerkiste und schnitzt an irgendeinem Klotz herum, den es zuvor aus seiner Kinderzimmerschrankwand gesägt hat. Wenn seine Mami ins Zimmer kommt, platzt ihr vor Schreck eine Herzkammer.
Es gibt viele weitere solcher Szenen in dem Film. Brisante Schlittenfahrten ohne Fahrradhelm. Sprünge aus zwei oder mehr Metern Höhe ins Heu. (Kann da nicht mal jemand nachsehen, ob eventuell noch die Heugabel da drunter liegt, Menschenskind?) Hautenger Kontakt mit einer Vielzahl unsauberer Tiere. Ungesunde Speisen mit viel zu viel Fett. Dazu essen mit den Fingern, ohne vorheriges Händewaschen. Überhaupt ist die Körperhygiene nicht optimal. Es gibt nur dieses leichtfertige Schwimmen in einem tiefen Gewässer, und das bei einbrechender Dunkelheit. Ungesicherte Turnereien auf einem 1,50 Meter hohen beweglichen Gatter. Als der Junge seinen Kopf in der Suppenschüssel stecken hat, haut die Mutter mit dem Schürhaken drauf. Mit dem Schürhaken! Als nach einer Schlittenfahrt der Knecht das schwere Gefährt die Steigung hochzieht, schiebt der Junge angestrengt von hinten. Würde der Knecht auf dem glatten Grund ausrutschen, dann würde der Schlitten nach hinten wegflitzen und den Knaben mit den Kufen überfahren. Mit den Kufen!
Dazu verschwindet der Junge regelmäßig stundenlang im Wald, ohne Handy und alles.
Mann, Mann, Mann. Ich weiß wirklich nicht, ob man diese Filme heute noch zeigen sollte. Hohes Gefahrenpotenzial. In den USA wäre der Kinderkanal nach der Ausstrahlung sofort verklagt worden. Eventuell ginge es mit einer Dauereinblendung: „Dies zu Hause bitte nicht nachmachen!“