Dienstag, 28. Mai 2013

Der Verbrechensbekämpfer

Der Reitersmann, leidenschaftlicher Verbrechensbekämpfer und freiberuflicher Superheld, hat heute Einbrecher in die Flucht geschlagen. Mitten am Tag. Die Festivitäten zur Überreichung der Ehrenbürgerurkunde werden gerade geplant. 
Zur Unterstützung seines schweren freiberuflichen Alltags tritt der Reitersmann nämlich des Öfteren nach hinten raus auf den Balkon und quarzt eine. Das ist so weit nichts Neues, aber diesmal sah er von schräg oben herab zwei junge Typen südländischen Aussehens unten ums Haus schleichen, wobei der eine am Tiefparterre-Fenster des netten Fräuleins P., ihres Zeichens Studentin, verharrte, einen mordsmäßigen Schraubenzieher hervorzog und sich daran machte, selbiges Fenster aufzuhebeln. Flugs hatte er es offen, stieg auf die Fensterbank und bereitete sich auf den Einstieg vor. Der andere Typ ging derweil unter dem Balkon hindurch bis vorne an die Ecke, um Schmiere zu stehen. Nur eins, das machte er nicht, der Tropf: nach oben schauen, wo nämlicher Reitersmann erst interessiert und dann alarmiert des Geschehens gewärtig wurde. Dann rief nämlicher laut hinunter: „Und was wird das da?“ 
Ohne hochzuschauen oder auch nur zusammenzuzucken, springt der eine Typ von der Fensterbank runter, und beide verflüchtigen sich flotten Schritts, aber nicht rennend um die Hausecke Richtung Süden. Der Reitersmann ruft sofort die Polizei. Fahndung wird eingeleitet aufgrund der Personenbeschreibung (erfolglos bisher, was man so hört). Junge, unaufgeregte Polizistin kommt mit Blaulicht vorbei, nimmt alles auf. „Zigeuner?“, fragt sie. „Ja“, sagt der Reitersmann, „ziemlich eindeutig.“ Weiter unten in der Straße gibt es dieses gewisse Wohnheim, und über die Tätigkeiten von dessen Bewohnern sind sowohl die Polizei wie auch die Bewohner des Viertels sehr wohl im Bilde. Vermutlich gibt’s da jetzt wieder eine kleine Razzia. 
Der Reitersmann hat noch von einer anderen Gelegenheit die Handynummer des Fräuleins P., das von der Polizistin verständigt wird und umgehend von der Uni rübergeradelt kommt. Ihr Fenster steht ja noch offen. Der Reitersmann sei „ihr Held der Stunde!“. Er meint: „Seien Sie froh, dass ich als freiberuflicher Superheld so viel zu tun habe, dass ich dauernd Rauchpausen machen muss.“

Mittwoch, 22. Mai 2013

Petrus liebt die Vollerwerbslandwirtschaft

Glockenläuten, Schafeblöken, Katze pennt durch den Sauerstoffschock entseelt auf dem Bügelzimmerschrank, und an verschiedenen Stellen erklingen Blechbläser und Mandolinenzupfen. Wir sind unverkennbar auf dem Dorf. Goldene Hochzeit des Patenonkels und seiner Gattin mit Heiliger Messe und allem drum und dran. Pfarrer predigt, Musikvereine spielen, Bürgermeister hat was gedichtet. Sekt und Häppchen vor dem altehrwürdigen Gotteshaus, danach ein geschmeidiges, stressfreies Fest im Gemeindehaus. Der Jubilar meint, er hätte aus seiner Zeit als Vollerwerbslandwirt noch einen guten Draht zu Petrus. Das Wetter ist brillant, während die Tage drumherum mehr so beschissen sind. Und ausgerechnet an dem Tag scheint die Sonne. Petrus liebt die Vollerwerbslandwirtschaft. 
Ein großes Fest, dem Anlass angemessen. Die Dorfbevölkerung hat sich jedoch zwischenzeitlich verlegt aufs  Checken von Handy oder iPhone, denn die örtliche Fußballmannschaft absolviert gerade ein lebenswichtiges Auswärtsspiel, und die Leute vor Ort simsen den Daheimgebliebenen jedes Dribbling, jeden Fallrückzieher und jeden Sehnenabriss. Zu meiner Zeit unvorstellbar, da hätte vermutlich eine Pony-Express-Verbindung eingerichtet werden müssen. Wasserkübel vorm Gemeindehaus fürs Pony, drinnen ein Kasten Stubbi für den Boten. Das Spiel endet übrigens 1:1. Entscheidung vertagt. 
Man sieht den Luxemburger Familienzweig mal wieder, die Nachbarin mit der robusten Lache auch. Die Gattin ist gerührt, als bei einem Fotospiel, bei dem „Dalli-Klick“-artig Hochzeitsfotos anwesender Gäste aufgedeckt werden, unser eigenes Foto auftaucht – und wir sogar erkannt werden. Da fühlt man sich angekommen. 
Und alle kennen sie schon den Jungen vom Land. Offenbar kommen auf ein verkauftes Exemplar im Schnitt 185 Leser. Wilhelmine zieht mich schon nach der Kirche in ihr benachbartes denkmalgeschütztes Häuschen, um sich zwei Exemplare signieren zu lassen (die dann rein rechnerisch 370 Leser erreichen werden). Für den Fall, dass ich mal berühmt werde. Ich versichere ihr, dass ich viel zu alt bin, um noch berühmt zu werden, tue ihr aber den Gefallen. 

Mittwoch, 8. Mai 2013

Junge vom Land. Kleine Dorfprosa


Ich habe noch ein zweites Büchlein losgelassen. Es handelt sich dabei allerdings um nichts Neues, sondern um eine Sammlung älterer Weblog-Texte zum Thema Dorf. Es gab immer mal wieder einige Leute, die sagten, sie hätten dieses launische Geschwafel gerne mal als Buch. Bitteschön. Und für den Fall, dass das blöde Internet irgendwann mal kaputtgeht, implodiert oder die Energiewende uns zurückkatapultiert ins frühe 19. Jahrhundert, bleiben die Miniaturessays somit in Papierform erhalten. 130 Seiten. Amazon hat die Produktseite aus irgendeinem Grund noch nicht zusammengelegt, aber ein eBook schwirrt da auch irgendwo herum. Das Cover ist in echt übrigens etwas schweinchenmäßiger als auf der Abbildung, aber das passt umso besser zum Thema.  
Die Blog-Einträge wurden überarbeitet und in eine sinnvollere Reihenfolge gebracht. Als »Bonusmaterial« gibt es nach hinten raus eine komprimierte Version der rosarot verklärenden Wehrdienst-Texte, die vom Weblog mittlerweile verschwunden sind.
So, fürs nächste Vierteljahrhundert war’s das dann aber auch mit Buchpublikationen von meiner Seite her. Mir fällt jetzt echt nix mehr ein. Und danach, also in 25 Jahren, kann ich ohnehin nicht mehr tippen, sondern bin vollauf damit beschäftigt, die Schnabeltasse ruhig zu halten.