Mittwoch, 22. Mai 2013

Petrus liebt die Vollerwerbslandwirtschaft

Glockenläuten, Schafeblöken, Katze pennt durch den Sauerstoffschock entseelt auf dem Bügelzimmerschrank, und an verschiedenen Stellen erklingen Blechbläser und Mandolinenzupfen. Wir sind unverkennbar auf dem Dorf. Goldene Hochzeit des Patenonkels und seiner Gattin mit Heiliger Messe und allem drum und dran. Pfarrer predigt, Musikvereine spielen, Bürgermeister hat was gedichtet. Sekt und Häppchen vor dem altehrwürdigen Gotteshaus, danach ein geschmeidiges, stressfreies Fest im Gemeindehaus. Der Jubilar meint, er hätte aus seiner Zeit als Vollerwerbslandwirt noch einen guten Draht zu Petrus. Das Wetter ist brillant, während die Tage drumherum mehr so beschissen sind. Und ausgerechnet an dem Tag scheint die Sonne. Petrus liebt die Vollerwerbslandwirtschaft. 
Ein großes Fest, dem Anlass angemessen. Die Dorfbevölkerung hat sich jedoch zwischenzeitlich verlegt aufs  Checken von Handy oder iPhone, denn die örtliche Fußballmannschaft absolviert gerade ein lebenswichtiges Auswärtsspiel, und die Leute vor Ort simsen den Daheimgebliebenen jedes Dribbling, jeden Fallrückzieher und jeden Sehnenabriss. Zu meiner Zeit unvorstellbar, da hätte vermutlich eine Pony-Express-Verbindung eingerichtet werden müssen. Wasserkübel vorm Gemeindehaus fürs Pony, drinnen ein Kasten Stubbi für den Boten. Das Spiel endet übrigens 1:1. Entscheidung vertagt. 
Man sieht den Luxemburger Familienzweig mal wieder, die Nachbarin mit der robusten Lache auch. Die Gattin ist gerührt, als bei einem Fotospiel, bei dem „Dalli-Klick“-artig Hochzeitsfotos anwesender Gäste aufgedeckt werden, unser eigenes Foto auftaucht – und wir sogar erkannt werden. Da fühlt man sich angekommen. 
Und alle kennen sie schon den Jungen vom Land. Offenbar kommen auf ein verkauftes Exemplar im Schnitt 185 Leser. Wilhelmine zieht mich schon nach der Kirche in ihr benachbartes denkmalgeschütztes Häuschen, um sich zwei Exemplare signieren zu lassen (die dann rein rechnerisch 370 Leser erreichen werden). Für den Fall, dass ich mal berühmt werde. Ich versichere ihr, dass ich viel zu alt bin, um noch berühmt zu werden, tue ihr aber den Gefallen.