Freitag, 13. November 2009

In meinem Außenspiegel wohnt eine Spinne

Schon seit dem Frühjahr ist der Außenspiegel auf der Fahrerseite architektonischer Mittelpunkt eines Spinnennetzes, das sich sowohl davor wie auch dahinter und darüber und darunter erstreckt. Man kann das Ding so oft wegmachen, wie man will, kurz darauf ist es wieder da. Die Erbauerin indes hielt sich stets bedeckt.
Nun habe ich sie kennengelernt. Auf der A1 kurz vor der Ausfahrt Nettersheim. Sie wohnt in dem Schlitz zwischen dem Spiegel und dem ihn umgebenden Gehäuse und kam heraus, um womöglich wieder ein Netz zu bauen. Bei 150 km/h. Natürlich bekam das Spinnentier nun ein Problem mit dem Fahrtwind. Schlacker, schlacker, zappel, zappel in hoher Frequenz. Würde kein Mensch überstehen, sowas. Ich machte mir ernsthaft Sorgen, denn es sah so aus, als würde sie jeden Moment weggeweht und dem gerade überholten Lastwagen direkt in den Kühlergrill fliegen. Ich fuhr etwas langsamer, aber es half nicht viel. Schließlich machte sie sich schlackernd und zappelnd ganz langsam und unter größten Gegenwind-Anstrengungen auf den Weg zurück zum Schlitz und ins sichere Gehäuse. Es war nicht viel los auf der Straße, und ich konnte es mir erlauben, sie bang zu beobachten und hysterisch anzufeuern. Schließlich fanden ihre Beinchen Griff und sie brachte auch den Rest des Körpers zurück ins sichere, stabile Dunkel.
Ich weiß gar nicht, wo sie seinerzeit aufgesprungen ist, ob sie eine Kölner Spinne oder eine Dorfspinne ist. Sie selbst betrachtet sich vermutlich als kosmopolitische Spinne mit exklusivem Hochgeschwindigkeits-Penthouse.