Mittwoch, 1. Juli 2009

Lichtbringers Raserei

Jaz Coleman ist ein echter Zampano geworden: Bürger von vier Staaten, Großgrundbesitzer, Inselhäuptling und Gründer von Öko-Dörfern, Orchesterchef, Arrangeur, Hauskomponist sowohl der Neuseeländer, der Tschechen wie zwischenzeitlich auch der EU („composer in residence“). Chevalier des Arts der Franzosen ist er auch. Mit Nigel Kennedy, Sarah Brightman und Vanessa Mae hat er kooperiert, Bob Geldof und Bono Vox verachtet er.
Weltbürger, Basisdemokrat, Bürgerschreck, Verschwörungstheoretiker, Großkotz, Okkultist, Ästhet und auf der Bühne derselben Sippschaft angehörend wie Ozzy Osbourne, Arthur Brown, der Joker und Luzifer und dabei nicht ganz unkomisch. Langsam wird er zu einem Fall für Kulturzeit.
Zu seinem jüngeren Output mit Killing Joke kehre ich immer wieder gerne zurück. Ganz große Sache. Coleman als Großer Illuminator, einige mögen sagen Großer Verschwurbler. Im wilden Derwisch-Tanz die mystische Ich-Auflösung anstreben oder doch vorher noch den ekligen Ideologen und Verwaltern des Menschheitsdramas an die Gurgel gehen? Altsumerische Anrufungen mit Riffs. Meditation in Metall. Sufismus mit Basslinien aus der Hölle.
Vor dem Anhören am besten nackisch machen, sich mit Lehm oder Lebensmittelfarbe einschmieren oder mit einem Ziegenfell behängen, okkulte Zeichen an die Wände malen und mitbrüllen.