Heute früh aus dem Bett gefallen, weil gestern früh ins Bett gefallen. So konnte ich gerade dabei zusehen, wie die Sonne den Hang hinunterkriecht, den Luxemburger Wald illuminiert und wie auf den Wiesen darunter eine Kuh nach der anderen aufleuchtet. Sehr hübsch, sehr ländlich. Ein paar Tage Haus hüten auf dem Dorf, weil mein Vater Urlaub am Meer macht. Das-Früh-ins-Bett-fallen könnte zu tun haben mit dem einzelnen Glas Viez gestern Abend. Ein gewisses Kontingent des Gesöffs steht hier herum. Ich habe in den kommenden Tagen (mit Absicht) nur einen einzigen Termin, ansonsten gebe ich mich der Anarchie und dem Viez hin, allerdings in einem gewissen Rahmen. Denn es gilt eine Redaktion abzuschließen, auf dem Reader befinden sich fünf Manuskripte, und stündlich werden neue erwartet.
Habe gestern den Speicher durchsucht nach dem wichtigsten Buch meiner Kindheit und Jugend, das für mein neu gewähltes klassisches Hobby hochrelevant ist: Militärflugzeuge der Gegenwart. Nicht gefunden. Ich kann mich irgendwie nicht erinnern, es nach Köln mitgenommen zu haben, aber hier ist es jedenfalls nicht. Wenn es in Köln, wo ich noch nicht richtig nachgesehen habe, auch fehlen sollte, werde ich heulen. Das Buch war prägend und u.a. verantwortlich dafür, dass ich bei der Armee den Unterricht in Flugerkennung an mich gerissen habe und in den Tests stets der Beste war. Die anderen bejubelten mich, trugen mich auf ihren Schultern johlend durch die Kaserne und wollten Liebe mit mir machen. Ich muss diesen Bildband unbedingt wiederfinden. Immerhin habe ich das alte Quartettspiel Kampfflugzeuge entstauben können.
Außerdem habe ich die komplette Sammlung an Star-Wars-Männchen gefunden. Frühe Modelle, gleich nach dem ersten Film damals gekauft. Wir haben sie zu Tableaus und Displays zusammengestellt, Kulissen aus dem Film auf Pappe gemalt und Szenen nachgestellt. Einen großen X-Wing- und einen TIE-Fighter gibt es auch noch. Man kann die Männchen, idealerweise die dafür vorgesehenen Piloten, da reinsetzen, Kanzel dichtmachen und drauflos fighten. Beide Raumschiffe haben kleine rote Lämpchen, die auf Tastendruck aufleuchten und Laserfeuer simulieren, während aus dem Inneren das obligatorische Laserfeuersounddesign erklingt. Aber die Batterien sind längst leer.
Entdeckt wurden auch ein riesenhafter, deaktivierter Spielzeugzoo, das komplette dekonstruierte Fort Laramie, die prächtige Ritterburg, haufenweise Playmobil und Play Big. Beim Play-Big-Fußballspiel meines Bruders (Deutschland vs. Italien) überläuft mich süßes Sentiment, denn sobald Brüderchen es auspackte und aufbaute, kam der Kater angerannt und spielte mit. Er platzierte sich als Torwart und verhinderte jeden Treffer. Deutschland - Italien 23:0. Außerdem gibt es Militärminiaturen, Ü-Eier-Nippes, die komplette Spielzeugauto-Sammlung (in beklagenswertem Zustand, weil mit ihnen tatsächlich robust gespielt wurde), das Aldi-Teleskop, mit dem ich allen Ernstes den Saturn entdeckte, Karnevals-Colts, Peter-Alexander-LPs, diverse Gesellschaftsspiele, Konzerttickets von 1985-1991 sowie stapelweise hochnotpeinliche Schulhefte, die nie, niemals das Licht der Öffentlichkeit erblicken dürfen. Schmerzlich vermisst wird seit Jahren schon der Karton mit den Comics. Jedes Kind unserer Generation besaß so einen, aber unserer ist weg. Die Heftchen waren kurzweilige Unterhaltung, wertlose Gebrauchsware, die man nach zweimaligem Lesen in den Karton schmiss und dann vergaß. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich in dieser zusammengewürfelten Seventies-Sammlung neben dem ganzen Schrott die eine oder andere Rarität verbarg, die man gerne noch mal durchblättern würde. Aber sie sind alle weg. Keine Ahnung, wohin.
Den titanischen Haufen SF- und Fantasy- und Horror-Bücher, den ich aus dem eigenen Haushalt hierher deportierte, habe ich vorerst mal umgangen. Der wird in den kommenden Jahren irgendwann mal in zwei Hälften geteilt: Scheiß und Kein-Scheiß. Und Scheiß wird dann direkt durchs Speicherfenster in die offene Altpapiertonne unten geschmissen. Dann herrscht auch wieder Platz hier oben.