Der Verkäufer des soeben bei Ebay.co.uk erworbenen Hawks-T-Shirts heißt Alan Parsons. Ist der richtige Name, kein Nickname.
Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Um 1982 herum beendete die erste gekaufte LP der Hawks meinen Konsum von Alan-Parsons-Platten schlagartig und machte mich zum lupenreinen Ideologen. Bei der Erwähnung des Namens „Alan Parsons“ wurde fortan nur noch verächtlich die Nase hochgezogen. Und jetzt verkauft der Mann mir für einen Appel und ein Ei ein Hawks-Shirt. Sieg auf ganzer Linie!
Dienstag, 31. Januar 2012
Montag, 30. Januar 2012
"Geht nicht"
Sie: „Wieso geht denn der Fernseher aus, wenn ich auf die Fernbedienung vom Player drücke?“
Er: „Weil das nicht die Fernbedienung vom Blu-ray-Player ist, sondern die vom Fernseher.“
Sie: „Aha. Und wie kriege ich den Fernseher jetzt wieder an?“
Er: „Indem du auf der Fernbedienung eine beliebige Taste drückst.“
Sie: „Geht nicht.“
Er: „Das ist die Fernbedienung des Receivers. Du musst erst über die Fernbedienung des Fernsehers selbigen wieder einschalten.“
Sie: „Und wo habe ich die jetzt hingelegt?“
Er: „Du hältst sie in der linken Hand.“
Sie: „Aha. Geht doch. Und warum kann ich jetzt auf der Fernseher-Fernbedienung nicht umschalten?“
Er: „Weil man die Kanäle über die Receiver-Fernbedienung wählt.“
Sie: „Welche war das noch mal?“
Er: „Die silberne. Rechte Hand.“
Sie: „Und wie kriege ich jetzt endlich 3sat?“
Er: „Den Programmplatz für 3sat wählen.“
Sie: „Und welcher ist das?“
Er: „Zehn.“
Sie: „Hier steht keine zehn. Nur null bis neun.“
Er: „Drücke erst eins und dann null. In schneller Folge.“
Sie: „Jetzt hab ich ARD.“
Er: „Nicht schnell genug die Null gedrückt. Noch mal.“
Sie: „Aha. Geht doch. Ist nur so leise.“
Er: „Mach lauter.“
Sie: „Ist immer noch leise.“
Er: „Du musst den Ton am Fernseher lauter drücken.“
Sie: „Und wieso ist jetzt das Bild weg?“
Er: „Weil du gerade auf der Blu-ray-Fernbedienung den Player eingeschaltet hast und der automatisch auf seinen Kanal ging.“
Sie: „Aha. Hier, mach du das mal.“
Freitag, 27. Januar 2012
Space Ritual
Ja, es stimmt, was die Leute sagen. Ich habe mich noch mal vergewissert. Es ist die beste Platte aller Zeiten. Habe sie lange nicht mehr am Stück gehört, wie mir auffiel. Nun habe ich gleich die neueste neuremasterte Neuauflage besorgt, um auf dem Laufenden zu bleiben.
Es ist ein Dokument der Tollheit. Was allein die Rhythmusgruppe Kilmister/King hier anrichtet, geht auf keine Kuhhaut. Von der Abteilung Zirp & Kreisch ganz zu schweigen. Wie zu Anfang das Elektronikgeschwirre von „Earth Calling“ in „Born To Go“ umbricht, wie besagtes Stück das Programm der ganzen Veranstaltung zusammenfasst, das da lautet: Bedingungslos nach vorne um sich selbst kreisend. Wie Bass und Gitarre sich in „Down Through the Night“ umschmeicheln, wie die Dichterlesung „Ten Seconds of Forever“ im schärfstmöglichen Dynamikkontrast in den Brummkreisel „Brainstorm“ überführt wird, wie unterschiedliche Gesangsstimmen unterschiedliches episches Flair reinbringen. Das alles ist Legende.
Bemerkenswert, dass dieses Sound-Inferno es ebenso versteht, ästhetische Bedürfnisse zu befriedigen, über der Motorik und Kinetik sogar an den Intellekt zu appellieren. Für die Poesie sind Robert Calvert und Michael Moorcock zuständig, vor allem Calverts Texte haben hohe und höchste Science-Fiction-Qualität und oszillieren zwischen Satire und traurigem Ernst. Ein Gedicht wie „Ten Seconds of Forever“ erdet den ganzen abgedrehten Space-Kram und verortet ihn in seiner Epoche. Hiroshima, Kalter Krieg, Fail Safe. Das Projekt Hawkwind wird zum zornigen Eskapismus, zum Leckt-uns-doch-am-Arsch-Manifest.
Inspiriert wurde die Show im Prinzip von Moorcocks Roman The Black Corridor, Calvert trägt einen zum Gedicht verknappten Auszug vor. Raumfahrer entfliehen einer zum Inferno gewordenen Erde, kapseln sich in ihrem Schiff ein und werden erst neurotisch, dann ganz bekloppt. Die Flucht zu den Sternen ist auch keine Lösung, denn da draußen warten die Selbstauflösung und schließlich das Nichts. Neben den Büchern Barry Malzbergs ist der Roman eine der bittersten Space-Opera-Gegenreden ihrer Zeit, querulantisch mitten hineingepflanzt in die Apollo-Euphorie. Und die Band bezieht daraus den größtmöglichen Spaßfaktor. Obwohl sich Space Ritual ja angeblich mit der Zukunft beschäftigt, ist es ein frühes, gutgelauntes „No Future“-Album, das den Moment, das Hier und Jetzt, zum einzig relevanten Punkt der Geschichte erklärt. Und auf der Bühne tanzt dazu eine nackte, bemalte Irin mit großen Brüsten. Sauber!
Dienstag, 24. Januar 2012
Hype
Hype von 1981 ist Robert Calverts drittes Solo-Album und die eine Hälfte eines Doppelpacks. Zeitgleich erschien ein Roman mit demselben Titel. Beides war wenig erfolgreich, wobei sich die Auskopplung „Lord of the Hornets“ jedoch zum kleinen Szene-Hit mauserte. Für den Roman blättert man heute (laut Amazon.co.uk) mindestens 75 Pfund auf den Tisch, einige wollen über 180 Pfund dafür haben. Das Musikalbum war auch lange Jahre verschollen, ehe es wiederentdeckt wurde.
Beschrieben wird die „Schöpfung“ eines Rockstars namens Tom Mahler, der von den Plattenfirmen gemacht wird. Es wehen Echos von Marc Bolan, dem glitzernden Chef der Band T-Rex, durch diese Geschichte, aber Calvert sah zugleich das Phänomen des gestanzten Plastik-Popstars voraus, der hier, im Gegensatz zu Calverts früheren Androiden-Diskursen, ein Mensch aus Fleisch und Blut ist. Und diesen Menschen gelüstet es nach Ruhm und Geld, weswegen er sich komplett prostituiert und seinen dubiosen Managern anvertraut. Am Ende inszenieren sie einen Drogenskandal und seinen Märtyrer-Tod, was erst recht die Kassen klingeln lässt.
Tom Mahler ist im Grunde nichts anderes als eine frühe Version von Robbie Williams, und Calvert studiert auf Promo-Fotos zum Projekt selbstironisch eben jene Posen ein, mit denen jemand wie Williams uns jahrelang den Gockel gab: Wein, Weib, Goldkettchen.
Das Album präsentiert angebliche Songs eben jenes Tom Mahler, jedoch fehlt der Platte der kabarettistische Charakter von Calverts 70er-Alben Captain Lockheed and The Starfighters und Lucky Leif and The Longships. Es ist eine Ansammlung von Songs, die auch völlig ohne die Metageschichte funktionieren. An Marc Bolans Glam-Rock erinnert hier auch kaum etwas, tatsächlich ist es ein robustes, teils düsteres, aber natürlich auch schwer ironisches Wave-Rock-Album des Jahres 1981, auf dem die Proto-Punkband Bethnal und Musiker aus Michael Moorcocks Projekt Deep Fix als Calverts treue Hintergrundcombo fungieren und Hawkwind-Geiger und -Elektroniker Simon House maßgeblichen Anteil an den Arrangements hat. Auch Moorcock ist als Session-Musiker mit von der Partie. Das Ergebnis fällt sehr viel schmissiger und punkiger aus als Calverts quälend monotone Musiklabor-Bemühungen der Mittachtziger.
Freitag, 20. Januar 2012
"Ich bin kein Tag für eine Nacht oder: Ein Abend in Holz"
Jochen Malmsheimer, die Zweite. Weil die Gattin den so bekömmlich findet. Ich übrigens auch. Ein anderes, älteres Programm diesmal. Macht aber nichts, weil Malmsheimer die Tagespolitik traditionell umgeht und sich den wirklich wichtigen Dingen widmet, die bekanntlich zeitlos sind. Als da wären Dachdeckervereinstreffen in Kaarst, Kneipengespräche, Flugzeugtoiletten, Fernseh- und Radio(!)-Köche, Bochum. Und in einem seiner allerschönsten Texte verdeutlicht er uns, warum bei verbaler Kommunikation nicht wir Herr im eigenen Körper sind, sondern vielmehr das reichlich überforderte „Leitende Adrenalin“, das eine schier unüberschaubare Anzahl an biochemischen Abteilungen koordiniert. Die Abteilung SAM (Sitte/Anstand/Moral) spricht übrigens mit bayerischem Akzent. Man kennt diese komödiantischen Körperinneneinsichten spätestens seit Woody Allens Was Sie schon immer über Sex wissen wollten …, aber Malmsheimers Text ist 1) nur Text, 2) extrem prächtig gearbeitet und 3) rabiat vorgetragen.
Malmsheimer präsentiert verblüffende Satzsemantik-Kanonaden, bietet eine Menge zitierfähiges Material und seziert schnellsprecherisch und dynamisch, was das Zeug, also die Sprache, hält.
Dazu kommt, dass der breitgewachsene Bochumer unter jenen Bühnenentitäten, die allgemein zur Eruption neigen, zweifellos die beeindruckendste ist. Seine Misanthropie ist zu gleichen Teilen bedrohlich und zutiefst gerechtfertigt. Wenn es ihm aus dem breiten Brustkorb satzsemantisch und cholerisch herausbricht, neigen sich die Zuschauerränge und demzufolge auch die Zuschauer gleich mehrere Zentimeter nach hinten wie unter dem Einfluss einer taktischen Nuklearwaffe. Des Zuschauers Haupthaar, sofern vorhanden und auf entsprechende Länge gebracht, weht einen Moment lang in der Druckwelle. Rentner kippen auch schon mal, uff, nach hinten um. Von Verbrennungen und Verstrahlungen unter der Bevölkerung ist indes nichts bekannt.
Ein wenig machen sich jedoch auch Abnutzungserscheinungen bemerkbar, was womöglich an der Schnittmenge zwischen diesem Programm und dem vom letzten Termin liegt: Es kommt zu Wiederholungen. Außerdem schien mir der letzte Termin verblüffender, enthusiastischer. Diesmal werden einige gedehnte Albernheiten losgelassen und ist mir persönlich zu oft von Flatulenz die Rede. Davon redet doch irgendwie jeder.
Montag, 16. Januar 2012
Thriller-Tipp
Heute Nacht träumte ich den Thriller „Die Lieuwenhoek-Torte. Vermächtnis der Angst“ von Robert V. Hintherman. Spitzentitel im Februar 2014. Am spannendsten war die Stelle, als das Linienflugzeug den äußerst knappen Landeanflug auf den Flughafen Istanbul in Angriff nahm und im Laderaum die Torte zu verrutschen drohte.
Mittwoch, 11. Januar 2012
Normseite
Meine Normseite ist die schönste Normseite der Welt. Es wurde mir gerade wieder bestätigt. Sie ist äußerst präzise, kultiviert, kann sich ausdrücken, trägt minimalistischen, japanisch angehauchten Designer-Schmuck, schaut französische Filme, ist sexy und geschmackvoll, dezent gebräunt, biegsam und athletisch, kann Bodenturnen und Synchronschwimmen, sie raucht Light-Zigaretten mit Mundstück, bevorzugt belgische Pralinés und trägt bei Sonne einen ausladenden Designer-Strohhut. Ich nenne sie Chloé.
Chloé scrollt sich wie von selbst, hat tollen, figurbetonten Blocksatz, bei Ausdrucken ist rechts eine Menge Platz für Handschriftliches, Times New Roman tut den Äuglein nicht weh, die Kopf- und Fußabstandswerte sind ideal, und Gedankenstrich ist Gedankenstrich und nicht Bindestrich, und Anführungszeichen unten ist Anführungszeichen unten und nicht Anführungszeichen oben oder so’n Quatsch. Und hässliche Dinge wie doppelte Leertasten gibt es auf ihr so gut wie nie. Und vor allem: Chloé hat keine Einzüge vorzuweisen, also keine Einrückungen am Absatzanfang. Die sind nämlich der Erzfeind der Herstellungsabteilung und haben mit ihrer Launenhaftigkeit schon so manchen Hersteller in den Wahnsinn getrieben.
Leider verliert der aktuelle Text auf meiner Chloé gegenüber der Übersetzerinnen-Version zwanzig Seiten, so dass ich weniger Seiten abrechne. Das hole ich dann wieder rein, indem ich Chloés Apartment am Yachthafen von Nizza während des Winters untervermiete.
Woran man merkt, dass man alt wird
Wenn einem 200 Meter außerhalb des Supermarkts siedend heiß einfällt, dass man die vier Pfandflaschen zu je 25 Cent zwar in den Automaten gesteckt hat, dann aber versäumte, per Knopfdruck den Bon anzufordern, und diesen somit nicht an der Kasse zur Verrechnung vorlegte. Das ist eine beachtliche Leistung.
Immerhin bin ich halbwegs sicher, auf dem Weg die Verlagsrechnung in den Briefkasten an der Eisdiele eingeworfen zu haben und nicht in den Altkleider-Container.
Freitag, 6. Januar 2012
Zwei Kölsch
War gestern mal mit Wulffi im Brauhaus. Wir kennen uns aus der Jungen Union, als wir mit den höheren Töchtern Flaschendrehen spielten. Damals nannten wir ihn immer Wulffi. Ist ja nicht sooo abwegig.
Nicht einfach, die Lage, klar. Menschenrechte gelten auch für Präsidenten, da muss drauf hingewiesen werden. Sind ja alles auch nur Menschen. In Arabien und auch bei uns. Besonders bei uns. Aber der Kai hat eben seine eigene Agenda. Machtgewinn, Machterhalt, Machtverlust. Ich bin der Macher, will der Kai den ganzen Platzhirschen signalisieren, ich regiere die Republik via Druckmaschinen, Mailboxes und Gel-Tuben. Meint zumindest Wulffi, wie er da so steht und fassungslos den Kopf schüttelt. Seine frischfrisierten Haare sind ganz zersaust. Kann der Sturm gewesen sein. „Ich hätte es wissen müssen“, sagt er zum Köbes. „Noch zwei?“, fragt der Köbes. Vor ihm, so Wulffi, war der Heinz-Olaf dran, als Nächstes wollen sie erst Dieter Bohlen, danach die Veronica runterschreiben. Meint Wulffi. Hat er von seiner Quelle in der Redaktion gehört. Kai hat in seinem Kellerraum mit den ganzen Akten der gerade-nicht-opportunen Skandale schon die Fotos aufgehängt und Dartpfeile draufgeschmissen.
„Noch zwei?“, fragt der Köbes ein weiteres Mal. Nein, sagt Wulffi, er muss los, Bettina vom Tattoo-Studio abholen. Fruststechen. Sie schwankte eben noch zwischen einem Hackebeil überm Herzen und einem religiösen Spruch auf dem Hintern. Na, er lässt sich überraschen, meint Wulffi und geht hinaus in den Wind. Den Deckel bezahle ich.
Montag, 2. Januar 2012
Doppelsocken
Immer diese Omen. Pünktlich zum Neujahrsmorgen gibt die Heizung keinen Glucks mehr von sich. Ich rufe panisch: „Weltuntergang! Maya-Prophezeiung!“ Renne in den Heizungskeller, denn ich hatte ja neulich einen Crash-Kurs vom Vermieter. Warnlampe am Brenner leuchtet. Hab ich mir doch gedacht. Draufdrücken führt dazu, dass der Brenner für genau dreißig Sekunden anspringt, ehe die Warnlampe wieder leuchtet. Hab ich mir doch gedacht. Frau schickt eine SMS an den Vermieter. Ziehen Doppelsocken an und uns ins Bett zurück. Katze drauf, denn der ist es allein auf ihrem Sessel auch zu kalt. Frau liest einen Horror-Roman, vergisst die Welt um sich herum und kommt glücklicherweise nicht auf die Idee, zum Lüften die Fenster aufzureißen. Im Fernsehen laufen nur Naturdokus mit Arktis- und Pinguin-Thematik oder über Stalingrad. Traue mich nicht unter die Dusche, denn mittendrin könnte das Warmwasser ausgehen.
Heute: Heizung geht wieder. Auf volle Pulle gestellt. Frau liest weiter Horror-Roman. Im Fernsehen laufen Naturdokus mit Vulkan-Thematik und irgendwas über den Hamburger Feuersturm.
Sonntag, 1. Januar 2012
Jahreswechsel
Gestern Abend mal was ganz Verrücktes gemacht. Um 22 Uhr ins Bett gefallen. Dann um 23.55 Uhr von heimtückischem Geknalle vorm Fenster geweckt worden, kurz die Augen gerieben und daran erinnert, welches Datum ist, die zufällig anwesende Flasche Sekt geöffnet, angestoßen, jeder ein Gläschen getrunken und zurück ins Bett gefallen.
War eben ein anstrengendes Jahr.
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