Mittwoch, 1. August 2012

Holunder und Studenten

Heute morgen, 7.20 Uhr, quatscht die Supermarktkassiererin mich voll. Hatte keine Chance, mich zu wehren. Noch kein Kaffee intus. Die Frau war gedanklich noch im Lager, aus dem sie gerade an die Kasse gehetzt kam, und berichtete schnaufend davon, dass nicht alle ihre Posten angekommen seien und die Holundertee-Marge sogar nur zu zehn Prozent. Und die Sonderverkaufs-Marge erst gar nicht. Stünde aber im Prospekt. Ob ich den schon gesehen hätte? Stünde alles im Prospekt, sei aber nicht da, verdammt! So’n Chaos war noch nie. Kannste ausflippen, kannste da. Was sie da machen solle, fragte sie mich. Ich wüsste das ja auch nicht, murmelte ich koffeinfrei und leerköpfig. Ist Urlaub, sagte ich, sind Aushilfen am Werk, jeder Tag eine andere. Studenten wahrscheinlich. Ja, genau, Studenten!, ruft sie. Ganzen Tag am Pennen, und wenn die einmal arbeiten müssen!, schnauft sie. Gibt mir das Wechselgeld, springt auf, rennt wieder ins Lager und brüllt auf dem Weg nach hinten: „Scheiß Holunder! Scheiß Studenten!“ 
Ich hatte dann ein leicht schlechtes Gewissen, weil ich ihr das Klischee mit den Studenten eingegeben hatte, aber wie gesagt: zu wenig Kaffee im Kopp. Außerdem beruhen Klischees ja oft auf Wahrheiten.