Donnerstag, 23. August 2007

Klimawandel abgewendet

Ich sitze an der U-Bahn-Haltestelle Kalk-Post auf einer Bank und warte auf die Linie 9. Da kommt diese dicke, ältere Frau mit Trolley und Aldi-Garderobe – Typus „Risikogruppe-in-vierlerlei-Hinsicht“, wie man sie in Kalk des Öfteren sieht – und lässt sich mit einem laut vernehmlichen „Hoppala“ direkt neben mich plumpsen, obwohl noch jede Menge weitere Bänke frei sind. Ich ahne, was kommt.
„Ist wieder warm geworden“, informiert sie mich.
Ich begehe einen Fehler, indem ich antworte: „Ja, gestern dachte man noch, es wird schon Herbst.“
„Da trocknet wenigstens die ganze Nässe.“
„Hm.“
„Dabei sind wir noch gut weggekommen.“
„Hm?“
„Also im Vergleich zum Ruhrgebiet.“ Ich verstehe: Sie meint damit die Überschwemmungen zwei Tage zuvor.
„Hm.“
„Wir müssen einfach viel mehr Energie sparen.“
„Hm. Ja.“
„Es wird ja alles immer schlimmer!“
„Hm, wird es.“
„Ist alles dieser Klimawandel!“
„Hm, Klimawandel. Ja.“
„Wo soll das noch hinführen?“
Ein Schulterzucken meinerseits.
„Wird ja alles verpestet!“
„Ja, alles.“
„Keiner macht was!“
„Nee, die reden alle nur.“
„Jahaa, das könnense laut sagen. Müssen alles wir kleinen Leute machen. Und die da oben … nix als Scheißdreck machen die ...“
Die Frau hält inne, schnaubt verächtlich, fummelt sich eine Zigarette aus der Jackentasche und zündet sie an, trotz unterirdischen Rauchverbots. Ich verzichte darauf, sie zu belehren: Nicht wegen des überall angeschlagenen Verbots, sondern weil nicht nur Flamme und brennender Tabak Sauerstoff aus der Atmosphäre ziehen, nein, die Studien besagen auch, dass besonders Einwegfeuerzeuge mit ihren Unmengen von CO2 die schlimmsten Klimakiller überhaupt sind.
Die Bahn kommt. Ich lasse der Dame den Vortritt, wie es sich gehört, und wende mich im Waggon dann in die entgegengesetzte Richtung als die, die sie mit ihrem Trolley nimmt. Dennoch: ein hoffnungsvolles Gespräch. Wenn das Thema bereits in die Bewusstseine Kalker Risikogruppen eingedrungen ist, dann darf man halbwegs zuversichtlich in die Zukunft blicken. Noch ein kleiner Schubs in die richtige Richtung durch all die hysterischen Auguren und Kassandras (und natürlich Weltenrettersender PRO7), und der Klimawandel darf als erledigt betrachtet werden.