Mittwoch, 8. August 2007

Quiekie und Kamps

Quieki und Klein-Kamps sind in den Hafen der Ehe eingefahren. Das, was die beiden erlebt haben, möchte man nicht unbedingt als Hochzeitstag bezeichnen, aber so ist das eben, wenn die Medienhuren-Verträge vorsehen, dass die Zeremonie live in der Prime Time gesendet wird und es erst gegen 22 Uhr zum Jawort kommt.
Der geneigte Zuschauer musste sich durch mehr als anderthalb quälende Stunden schleppen, organisiert von zwei entzückenden Arschloch-Moderatoren (Steven Wersdas und Natascha Habichvergessen) und mit gelegentlichen Aufnahmen von Bodensatz-Prominenz (Kai Ebel, Scooter) und Tischen voller grauenhafter Geschenke, wie etwa dem "Gemälde", das Kai Ebels Freundin, eine (hmm) Künstlerin, eigenhändig mundgeblasen hatte. Ebel, nun ja, das ist so einer, der früher nie eine Freundin hatte, weil alle Mädchen ihn für mordsmäßig peinlich hielten. Und zu schwabbelig war er auch. Aber dann, nachdem er plötzlich im Fernsehen auftauchte und auf RTL-Kosten um die Welt jetten durfte, bekam auch er das ein oder andere Boxenluder ab, diesmal sogar eins mit, hmm, künstlerischen Ambitionen.
Heimlicher Star des PRO7-Abends war m.E. jedoch der Rolf-Seelmann-Eggebert-Ersatz, den PRO7 als kundigen Off-Kommentator engagiert hatte. Dieser Mensch namens Torben Soundso gab freimütig zu, noch nie bei einer Hochzeit anwesend gewesen zu sein, und schwärmte ergriffen im besten „Was bin ich heute wieder schwul!“-Timbre dauernd etwas von wunderbaaar und schööön. Immerhin: Es passte, denn er war bloß das rhetorische Äquivalent zum Patsche-Patsche der Braut, die an diesem Abend größtenteils mal die Fresse halten musste. Also hat man irgendwo den schlimmsten Dummschwätzer ausgegraben, damit der Zuschauer auch bloß keine Entzugserscheinungen zeitigt.
Und das alles am schönen Ostseestrand bzw. an dessen angeberischster Ecke. Die vom Zuschauer herbeigesehnte Sturmflut blieb leider aus, und auch in der Kommentatorenkabine brach bedauerlicherweise kein Brand aus.
Zudem gab es noch Quiekis Brautkleid, das eher in einen Night Club gepasst hätte, per schwarzem Privathelikopter aus London einfliegende fingierte „Freunde“ des Paares und den Bräutigam, der mit dem geschmacklosesten Lamborghini vorfährt, den er finden konnte. Er mault, der Wagen sei unbequem. Ja, hat er sich den nicht zuvor anpassen lassen?
Während der heiß ersehnten Zeremonie stimmt dann etwas mit der Ausleuchtung nicht: Kamps scheint wie aus Kerzenwachs modelliert, und die Birne brennt ihm auch schon; die Braut hat offenbar vor dem Auftritt noch eine Runde auf dem Wienerwald-Grill gedreht, und die Bräutigam-Mutter wirkt mit ihrer Schminke wie eine Nebendarstellerin aus Dawn of the Dead, der Originalfassung von 1978. Vermutlich war die Visagistin ziemlich teuer. Die Show jedenfalls war spottbillig.
Die eigentliche Zeremonie wurde völlig vergeigt, und ein Fauxpas reihte sich an den nächsten. Rolf Seelmann-Eggebert hätte den Abend mit Durchfall auf dem Klo verbracht. Braut und Bräutigam sind es nicht gewohnt zuzuhören, weswegen sie bei der Philosoph Roger Cicero (!) zitierenden Standesbeamtenansprache zappeln wie die Aale und gar nichts mitkriegen, aber das Allerschlimmste ist die von Kumpelhumorschüben (ähm … kicher) geprägte Rede des Schmierlappen-Trauzeugen, die 1) schrecklich ist und 2) nicht in eine solche Zeremonie gehört, sondern zum lockeren Beisammensein danach. Da könnte man eventuell auch vor ihr fliehen, indem man pinkeln geht oder eben mal bewusstlos unter den Tisch sinkt. Den Standesbeamten, der dies zuließ, sollte man aus dem Staatsdienst entfernen und zum Steinebrechen nach Sachsen-Anhalt schicken. Danach zerrt Kamps die Braut förmlich weg von der Location auf einen Balkon, von wo aus sie genießen können, wie unter ihnen auf der Bühne Scooters neue Single zu, ähm, Gehör gebracht wird.
Am reizvollsten erwies sich indes die Affäre um Vater Kamps. Die Presse verbreitete im Vorfeld, der Brötchen-Trilliardär wolle nichts mit dieser Veranstaltung zu tun haben. Der PRO7-Moderator beeilte sich anfangs mitzuteilen, dass Vater Kamps sehr wohl komme (ätsch, Presse!). Lustigerweise wurde der Geldbeutel jedoch nie wieder erwähnt, geschweige denn gezeigt. Es steht zu vermuten, dass er eine einstweilige Verfügung gegen PRO7 angestrengt hat, bei der Hochzeit seines wohlgeratenen Sohnes bloß nicht im Bild aufzutauchen. Das macht den Mann ja schlechterdings sympathisch.
Es ist vollbracht, Quieki ist unter der Haube, und das Universum rückt wieder ein Stück weit weg vom Zustand der Entropie. Bis zur PRO7-tauglichen Scheidung im Reality-Format.