Freitag, 3. August 2007

Model und Freak

Eine weitere Großtat von PRO7, obwohl es da natürlich einiges an Begriffsverwirrung gibt. „The Model and the Geek“ heißt das Originalformat, in Deutschland wird der „Freak“ daraus. PRO7 weiß um die Ahnungslosigkeit seines Publikums und dichtet um. Der Freak ist im herkömmlichen Sprachgebrauch entweder eine „körperbehinderte Jahrmarktattraktion“ früherer Tage oder ein „halbwegs unverständlicher Enthusiast“. Die Buben, die in der Sendung vorgeführt werden, sind jedoch klassische Geeks = Hanswürste.
PRO7 dreht dabei einfach mal die Machtverhältnisse herum. In Wirklichkeit sind es natürlich die Geeks, die die Welt beherrschen. Sie gründen Softwarefirmen und werden zu Milliardären, sie entwickeln in Labors Mittel gegen Gebärmutterhalskrebs, sie erfinden TV-Monumente wie die Simpsons. Auf PRO7 regieren jedoch die Models die Welt, oder das, was heutzutage als Models durchgeht: ukrainische Prostituierte mit gebrochenem Deutsch („Du bist einen geilen Sau!“), die unlängst von einem besoffen grölenden Publikum in München zur „Miss Wies'n“ gewählt wurden. Nach Michel Friedmans Läuterung sind die Damen offenbar reichlich beschäftigungslos, weswegen sie Angebote vom Fernsehen gerne annehmen. Sie sehen völlig gleich aus, bis auf die Haarfarbe. Aber die kann, wie man beunruhigenderweise hört, heutzutage ja auch nach Belieben manipuliert werden. Es macht diesen als Frauenimitation zurechtlackierten Hohlholzkörpern sichtlich Spaß, Rache zu üben am anderen Geschlecht und dessen weniger dominante Vertreter vorzuführen. Die armseligen Geeks werden, wie einst gegnerische Agenten, umgedreht zu willfährigen Vertretern der eigenen Ideologie, zu schnuckeligen Hipness-Schablonen, in welche die geekigen Charaktere jedoch einfach nicht hineinwachsen wollen oder können. Sie stehen danach genauso verloren da wie zuvor.
Leider, leider jedoch wird den armen Säcken der letzte Schritt dieses Veredelungsprozesses vorenthalten. Natürlich geht es ausschließlich um sexuelle Attraktivität, um die Aufwertung des quasi-autistischen Verhaltensgestörten zum attraktiven Mann, wie ihn sich „Models“ vorstellen. Am Ende klopfen sich die Mädels auf die Schultern und sind mordsmäßig zufrieden mit sich, den teilgewendeten Geek lassen sie jedoch allein zurück. Sie hätten ihm zumindest so viel Bestätigung zukommen lassen können, ihn vernünftig zu initiieren und gratis durchzunudeln.