Dienstag, 22. September 2009

Wahlkämpfer

Das ganze Viertel ist mit FDP zugekleistert. Mal hat jemand Guido ein blaues Auge gemalt, mal eine Clownsnase, mal das obligatorische Adolf-Bärtchen, dann wieder wurde im Spruch Arbeit muss sich wieder lohnen das Wort „Arbeit“ mit dem Wort „Geld“ überklebt. Der FDP-Wahlkreiskandidat namens Hoyer hingegen wurde so hoch an den Laternenmasten aufgehängt (seine Plakate, nicht er selbst, Gott bewahre!), dass er noch ziemlich porenrein herablächelt.
Um diese gelbe Übermacht zu brechen, kutschiert neuerdings die MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands) ihren Wahlkampftross durchs Viertel. Vorwärts zur Weltrevolution. Nie wieder Krieg! Nie wieder Banken! Nie wieder FDP! Dass man das noch erleben darf. Rote Fahnen wehen, und aus den Lautsprechern schallen Klänge, die man zuletzt bei der Truppenparade auf dem Roten Platz 1957 gehört hat. Die Kompositionen zur Errettung der Weltarbeiterschaft werden jedoch von einem Hupkonzert begleitet, denn die Scheißkommunisten fahren scheißlangsam und blockieren den ganzen Verkehr. Selbst die Leute aus der örtlichen Geschäfts- und Beratungsstelle der Linken treten auf den Bürgersteig, um mitzulachen.
Die Grünen lehnen sich derweil hinter herabgelassenen Kunstholz-Rollos entspannt zurück, denn sie wissen, dass sie hier ohnehin 25% und mehr einfahren.
Frank-Walters jüngster Werbecoup in der Prisma, der TV-Beilage der Tageszeitung, wurde sabotiert. Die Rückseite reklamiert Frank-Walter ganz allein für sich („Unser Land kann mehr“), aber die Herstellung hat in die Mitte des Heftchens den Werbeprospekt eines Textilversands heften lassen, der ein größeres Format besitzt und über die Rückseite herausragt. Über Frank-Walters staatstragender Proklamation liest man erstmal:„Jetzt testen. 2 Nahtlos-BHs zum Preis von 1.“ Ich vermute, der Typ in der Prisma-Herstellung kommt von der FDP. Kommunisten haben nicht so viel Humor.