Sonntag, 20. Juni 2010

Hochzeit

Ich wurde gezwungen, jawohl gezwungen, der Vermählung von Prinzessin Viktualia und ihrem Prinz Smörebröd aus Ockelbö (westlich von Bullerbü, südlich von Lönneberga und dem Kattult-Hof) am Bildschirm beizuwohnen. Gefühlte 35 Stunden Vorberichterstattung von royalistischen Patsche-Patsche-Journalisten, Rosarotmalern und kreuzkonservativen Knochen, und dann irgendwann ein abruptes „Jo!“ inne Kirche, und es ist geschehen. Meine eigene Gemahlin stellt fest, dass da neben der ganzen ordensprangenden Adels-Bagage auch normale Leute in der Kirche sind. „Wahrscheinlich die Nachfahren der Kinder von Bullerbü und weitere ausgesuchte Lindgren-Leser.“ Als die Gemahlin eine Träne verdrückt, sage ich: „Musst nicht weinen, ist nur’n Film.“ Noch ein bisschen Predigt, ein bisschen Gesingsel, dann geht’s raus an die frische Luft und dem Steuerzahler winke-winke machen. Der wedelt geschlossen mit Fahnen zurück, unter anderem auch mit deutschen Farben. Lustig: die Secret-Service-Leute, die neben der Kutsche her rennen. Die Gemahlin meint: „Die riechen aber heute Abend streng.“ – „Nee, die machen sich gleich frei und schwimmen neben der Schaluppe mit, fungiert gleichzeitig als Bad.“ – „Jetzt verkohlst du mich!“.
Dann die Schaluppenfahrt. Als der Kommentator meint, die Strömung in diesem Gewässer sei tückisch, äußere ich kurz die Befürchtung (Hoffnung?), sie könnten jetzt mit ihrem Bötchen raus auf die Nordsee treiben und verloren gehen. Dann nicke ich weg – der Takt der Ruderer ist einfach zu meditativ -, ehe die Salutschüsse mich wieder auffahren lassen und ich feststelle, dass die Gemahlin ebenfalls eingenickt ist und selbst die Artillerie sie nicht zurückholt ins Geschehen. Ich staune noch ein bisschen über die dicken, sexy Kriegsschiffe, an denen die Schaluppe vorbeizieht, höre mir die Ansprache an my dear peuple an, dann schalte ich um auf Fußball.