UK waren eine kurzlebige Supergroup der zweiten Siebzigerhälfte. Der Name hätte origineller sein können, finde ich. Sie setzte sich zusammen aus Mitgliedern der eben zerbrochenen jüngsten King-Crimson-Besetzung, John Wetton und Bill Bruford nämlich, sowie dem Jazzrocker Allan Holdsworth (Soft Machine) und Eddie Jobson (Roxy Music). Diese Besetzung hielt ein Album lang, und danach wurde nicht mehr viel draus. Kreative Differenzen, weniger Erfolg als erwünscht – wie es so geht.
Wetton fand sich später bei den Kommerzrockern Asia wieder (und verdiente auch mal ein bisschen Geld), Jobson veredelte eine Zeitlang Jethro Tull, Bruford wurde wieder Teil der neuen, hibbeligen King-Crimson-Inkarnation.
Jobson kümmerte sich in den folgenden Jahrzehnten immer mal wieder um eine Revitalisierung, scheiterte aber zumeist am juristischen Widerstand John Wettons. Insofern war es erstaunlich, dass sich ausgerechnet Jobson und Wetton 2011 zusammentaten und eine Reunion hinlegten, die in Tokio live dokumentiert wurde. Das Live-Doppelalbum krankt an einem miesen Sound, wie es heißt, aber auf der ebenfalls erschienenen DVD merkt man davon nichts.
Die beiden anderen Bandmitglieder von damals wurden ersetzt durch zwei jüngere Session-Profis mit Jazzrock- und Fusion-Erfahrungen, den deutschen Weltklasse-Schlagzeuger Marco Minnemann und den in L.A. lebenden österreichischen Gitarristen Alex Machacek.
UK sind natürlich auch in dieser Formation etwas akademisch. Kein Wunder, sie haben King-Crimson-DNA und spielen einige Stücke aus Wettons Zeit bei KC. Aber genau wie das Vorbild können sie auch ungeheuren Druck machen. John Wetton ist ein bisschen füllig geworden, verfügt aber trotz gewisser Alkoholeskapaden in der Vergangenheit immer noch über die beste Stimme des ProgRock-Genres und spielt eine schwere, schwere Bassgitarre. Musikprofessor Jobson schmeißt einen mächtigen Riemen auf die Orgel, und sein Markenzeichen, die transparente Plexiglas-Violine, zieht einem immer noch die Haut vom Leib. Alex Machacek übernimmt auf uneitle, fast dezente Art die Parts von Holdsworth und Fripp, nicht aber deren Manierismen. Sehr überraschend (für die, die ihn noch nicht kannten) kommt Marco Minnemann rüber, der dem genialischen Originaldrummer Bill Bruford seine polyrhythmische Referenz erweist und wunderbar mit/gegen/neben/unter/hinter dem Takt trommelt. Ich wünschte, der Mann würde über uns wohnen und täglich zwei, drei Stunden üben.