Donnerstag, 22. Juli 2010

Filme

• Gestern wieder neu verliebt in Regreso a Moira. Kursiert auf dem internationalen DVD-Markt, also auch dem deutschen, unter den Titeln Spectre und A Ghost Story. Zweiter Teil der sechsteiligen spanischen Grusel-TV-Serie Peliculas para no dormir (Filme, die dich nicht schlafen lassen) von 2006. Die zweite Regiearbeit von Mateo Gil, der zuvor schon als Autor mit Alejandro Amenabar kooperiert hatte und deren überzeugendstes Ergebnis Tesis hieß. 
Letzten Endes hängt der Erfolg der Rezeption von Ihrem Charakter ab, werter Betrachter. Mögen Sie es womöglich sehr klassisch, sehr langsam, raffiniert, romantisch, poetisch, subtil und zurückhaltend und dazu noch in gleißendem Sonnenschein? Dann könnte Regreso a Moira ein kleines Meisterwerk für Sie sein und der vielleicht seriöseste Gruselfilm der letzten Jahre. Wenn Sie es hart und schnell mögen, schauen Sie sich nach etwas anderem um.

• Außerdem wurden Richard Lesters zwei Musketier-Filme aus den 70ern geordert. Doppel-DVD in der Edition „Große TV-Momente“. Wie wahr, wie wahr. Zusammen mit Robin und Marian (auch von Lester) gehören sie zu den allergrößten Historien-Heldenfilmen aus Kindheit und Jugend. Total unverwüstlich. Das hat mit der entzückenden Balance zwischen Authentizität und Anachronismus zu tun, mit der großartigen Mixtur aus Tragik und Albernheit. Lesters dritter Musketier-Film aus den 80ern ist sicher auch ganz nett, aber im Vergleich zu den wilden Originalen doch vergleichsweise verzichtbar.

• Erfolglos hingegen blieb die Suche nach einem weiteren Michael-York-Film, der die 70er prägte und zu den wertvollsten Kindheitserinnerungen gehört. Ich habe jede Ausstrahlung von Zeppelin gesehen, ich wiederhole: jede. Einige davon mit meiner Oma, die sich immer die Hände vor die Augen hielt, als es spannend wurde.
Nirgendwo als DVD zu kriegen, lediglich eine zu teure, zudem geschnittene spanische Fassung mit englischer Tonspur. So etwas Knackiges wird heute nicht mehr gemacht. Es geht um ein heikles deutsches Kommandounternehmen im Ersten Weltkrieg, das mit einem Zeppelin ausgeführt wird. Die Deutschen wollen das nach Schottland evakuierte Britische Nationalarchiv vernichten, um den Gegner zu demoralisieren. Was mich damals begeisterte, waren die Spannung, die majestätischen Trickaufnahmen, das Brummen der Motoren und die tolle Agenten- und Kriegs-Action. Was mich überraschte, war die enorme, bedrohliche Effizienz der Deutschen. Aus angloamerikanischen Kriegsfilmen kannten wir die Krauts, also sozusagen unsere eigenen Großväter, ja prinzipiell als zackige Idioten, die man als Alliierter mal eben austricksen und dann im Dutzenderpack niedermachen konnte. Hier hingegen ist die deutsche Perspektive die maßgebliche, und die Herren erweisen sich als brandgefährliche, schlaue Gegner mit überlegener Technik und Disziplin, die am Ende zwar majestätisch scheitern, bis dahin aber enormen Schaden angerichtet haben. Okay, das waren noch keine wahnsinnigen Nazis, sondern Kaiserreich-Krauts, Hunnen. Mit denen konnte man als britischer Drehbuchautor des Jahres 1970 sogar sympathisieren. Harter, spannender Reißer, der auch heute bestimmt noch einen Heidenspaß machen würde – wenn es ihn denn irgendwo als vernünftige DVD gäbe.

• Übers Wochenende gibt’s aus dem Verleih Public Enemy No.1, die Blu-ray mit beiden Teilen, was eine Vier-Stunden-Sitzung bedeutet. Da bin ich mal sehr gespannt, vor allem weil das für Vincent Cassel die Rolle seines Lebens sein könnte.