Samstag, 1. Januar 2011

Shakespeare und Abba

Heiterer Jahreswechsel. Im Theater Der Keller wurde als Silvester-Sause Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt) gegeben. Eine Fußminute entfernt von diesem Haushalt, oder doch eher 53 Fußsekunden. Drei junge männliche Schauspieler führen vor, wie des Barden Gesamtwerk auf eindreiviertel Stunden komprimiert werden kann. Dem ohnehin schon hohen Tempo setzen die Burschen noch eins drauf, indem sie am Ende die ganze Aufführung im Zeitraffer wiederholen. Im Prinzip harmlos, aber urkomisch und perfekt für dieses Datum. Und wirklich toll, in einem kleinen, sich stetig aufheizenden Saal jungen, losgelassenen Könnern zuzuschauen. Die haben was drauf. Mir gefielen natürlich vor allem die komprimierten Sterbeszenen ("Aaargh!").
Zur ‚heiteren’ Einstimmung gab es zuvor bereits Mamma mia!, die Verfilmung des Abba-Musicals, auf DVD. Ich habe der Gemahlin vergeblich zu erklären versucht, dass Abba für Kerle meiner Generation das absolute Feindbild darstellt. Aber okay, es kann ja nicht schaden, den Aktivitäten des Feindes auf der Spur zu bleiben. Schlimmer als erwartet. Prominente Schauspieler labern dümmliches Zeug, mühselig herumgeschrieben um die ‚Inhalte’ von Abba-Songs, und singen dauernd. Schief, aber immerhin charaktervoll im Fall von Herrn Brosnan. Totales Nichts, gähnende Leere, die weltweit so viel Flocken umgesetzt hat, dass man damit den Staatshaushalt des Schauplatzes, Griechenland, auf einen Schlag sanieren könnte. Wir hatten auf der DVD die Karaoke-Funktion zugeschaltet, und zum ersten Mal wurde mir so richtig klar, wie unfassbar schlecht Abba-Texte eigentlich sind. Ich hatte mir zuvor nie wirklich Gedanken darüber gemacht, ich hasste bloß die Musik. Nun aber muss neidlos anerkannt werden, das dass Talent der Komponisten hauptsächlich darin bestand, diesen lyrischen Hirnschiss durch die Musik möglichst gut überdeckt zu haben.
Danach dann am Rheinauhafen Feuerwerk gucken. Beliebter Treffpunkt für Hunderte von Raketenzischern und Bombardenschmeißern. Am Fluss war es allerdings sehr diesig, und als all der Pulverdampf dazukam, war es ganz aus. Die Raketen sah man kaum noch detonieren, also beschränkte sich die Aufmerksamkeit auf hübsches Bodenfeuerwerk. Auf dem Rückweg fast flachgelegt: Raketen-Folienverpackung auf überfrorener Schneedecke = ernsthafte Gefahr für Leib, Leben und Steißbein.

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