Sonntag, 6. März 2011

BÖC: Curse of the Hidden Mirror

Hmm, dieses Album hatte ich, ehrlich gesagt, als schwächer in Erinnerung. Es ist erzählerischer als Heaven Forbid, nicht so stark nach vorne drängend. Aber es kommt mit der Zeit. Da sind diese ebenso lieblichen wie forschen, ins Ektoplasmische zielenden Überzeitlichkeitsballaden von Donald Roeser – man könnte sie auch „Geisterballaden“ nennen –, die sich anschmiegen an Eric Blooms brachiale, mauerfeste Rocker, die auf diesem Album mehr Komplexität aufweisen als auf dem Vorgänger und ein bisschen Geduld brauchen. Alles das zielt auf manchmal effektdonnernde, manchmal hauchzarte, aber immer elegante Weise ins Dunkle. L’art pour l’art phantatisque. Manches ist richtiggehend schwer und vertrackt, und das, was leichtfüßig daherkommt, erweist sich beim zweiten Hören als komplexes Tun. Die Breaks und Verschnaufpausen, die überirdischen Harmoniegesänge, Keyboard- und Pseudo-Streicher-Arrangements, das Abwechseln und die damit einhergehende Allgegenwart der Leadgitarren, der hohe, manchmal fast Rush-artige Gesang – da gibt es nach wie vor einiges zu entdecken. Und das Cover-Design ist wunderbar kryptisch. Die eigenartigen Bilder, die offenbar von einer Geheimgeschichte künden, stehen für sich, ohne dazugehörige Story auf dem Inlet, weswegen sie die Phantasie umso mehr anspornen. Offensichtlich verweisen sie zurück in die frühen Tage, in denen BÖC-Mastermind Sandy Pearlman seine okkulten Verschwörungsgedichte schrieb und der Band eine Kunstmythologie verpasste, die damals als Spinnerei galt und heute als postmodernes Phantastikgebräu bejubelt werden würde.
Kein Zweifel, dieses Album muss öfter mal in die Rotation.

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