Freitag, 3. Februar 2012

Alles redet über die Kälte

Die Fahrt aufs Dorf verlief diesmal mit leichtem Handicap. Die Frontscheibe war zugefroren, lustigerweise von innen. Es war also irgendwo Feuchtigkeit im Wagen, die sich niederschlug und gar feste gefror.
Es dauert ein wenig, die Sicht freizubekommen, und danach sind Innenraum und Fahrer von Eiskristallen überrieselt. Sieht lustig aus. Dann noch zehn Minuten im Stand das Gebläse laufen lassen, bis aus dem ganzen Eis Wasser wird. Schließlich noch die Scheibe abwischen. Was zur Folge hat, dass sie elend verschmiert und es bei niedrigem Sonnenstand so aussieht, als fahre man durch eine endlose Nebelbank. Gerade noch so zu verantworten. Fahre die 160 Kilometer mit hochgepowertem Gebläse, um die Nässe loszuwerden, und habe bei Ankunft das Bedürfnis, mich nackt im Schnee zu wälzen. Aber es ist nicht so viel Schnee hier unten im Tal. 
Derart wohlbehalten angekommen und ohne sich in der tückischen Eifel wegen schlechter Sicht zu verfahren, geht es gleich wieder auf die Piste, sprich: gut eingepackt über den Berg. Wollmütze, Schal, Ziegenfell-Lederjacke mit hocklappbarem und schnallentechnisch abdichtbarem Ziegelfell-Lederjacken-Kragen, Fleece-Weste, Handschuhe, aparte lange Unterhose, dicke Jeans, Winterspezialstrümpfe, formidable Rieker-Allzweck-Schuhe mit Fellinnenleben. Auf dem Berg herrscht strahlender Sonnenschein, aber auch Windstärke acht, Windchill-Faktor minus 25. Einige Fotos für die Fotostrecke Dorf machen, aber nur die allernotwendigsten, denn zum Befummeln der kleinen Kamera müssen zwingend die Handschuhe aus. Bergauf ziehen die Beinmuskeln etwas. Eindeutig das Alter. Ab und zu pausiert und mit Wohlbehagen in die Landschaft gestarrt. Weißgetünchte Weite, man sieht entgegenkommende Spaziergänger Stunden vorher. Der Mensch ist klein, das Land ist groß und alt, und es atmet kalt.