Donnerstag, 11. September 2008

Kreaturen der Nacht

Beim abendlichen Quarzen vor der ländlichen Haustür muss man aufpassen, dass man nicht auf den Frosch tritt, der in den Blumenkübeln wohnt und bei Dunkelheit herausgehüpft kommt. Sobald man ein paar Schritte von der Tür weggeht, muss man zwingend den Kopf einziehen, weil nach Einbruch der Dämmerung diese einzelne Fledermaus sich auf die Socken macht, die Straßenlaterne umschwirrt und Insekten abgreift, während vor einem dieser freche Marder sitzt und einen halbwegs fassungslos anstarrt. Geht man zur zweiten, oberen Haustür raus, gerät man womöglich zwischen die Fronten des Katerstreits, der sich um den Streuner-Fressnapf entspinnt, während der Igel, der in der Hecke wohnt, bloß blöd auf dem Gras sitzt und zuschaut. Wenn man danach in den dunklen Keller gehen möchte, um sich eventuell ein Eis aus der Kühltruhe zu holen, muss man aufpassen, dass die größte, haarigste Kellerspinne der Welt nicht gerade direkt auf dem Lichtschalter hockt.
Wenn man dann bei gekipptem Fenster im Bett noch etwas Fernsehen schaut, artikuliert sich draußen der Kauz, der sich offenbar direkt auf dem Fensterbrett mit einem Fuchs unterhält, jodeln die Kater und machen den Hansi Hinterseer, bevor einer von der Spezies Dorfproll die Straße hochfährt und bei offenen Fenstern auf seiner Monstro-Anlage Porno-Rap hört. Beim Runterfahren zehn Minuten später hört er Yvonne Catterfeld. Na, wenigstens konsequent.
Und wenn man dann schließlich nachts einsam im Bett liegt und gegen halb vier Uhr bedrängt und angeschubst wird, dann ist das nicht etwa der Geist der vorherigen Weihnacht, sondern das Hauskatzentier, das von seinem Lieblingsplatz, dem hohen Elternschlafzimmerschrank, herunterkommt ins Erdgeschoss, um zu überprüfen, ob man auch bloß ordnungsgemäß schläft.
Drei Tage länger, und ich werde mit all den Tieren sprechen und sie segnen.

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