Freitag, 12. September 2008

Provinz mediale

Wenn man auf dem Land weilt und es regnet, sollte man sich auch massenmedial der Szenerie anpassen. Im Fernsehen ist es das bundesweit versendete, aber nicht zufällig vom regionalen Anbieter SWR produzierte Kaffee oder Tee?, eine Sendung für solche, die irgendwo auf dem Dorf hocken, während es regnet, und nachmittags nicht so recht etwas mit sich anzufangen wissen. Ideal also für mich. Es geht um das Wetter, um Gartenpflege, das Wetter, um Dorferneuerung, um regionale Künstler, um Yoga, das Wetter, Kochrezepte und um das Wetter. Zwischendurch werden auch mal niedliche Tiere vermittelt.
Ich frage mich allerdings, ob die wechselnden Moderatoren tatsächlich so harmlos sind, wie sie immer tun. Sie wirken allesamt wie mit der Schablone „Schwiegertochter/sohn“ gestanzt und sind das verständliche Gegenmodell zu all den hippen Moderationsuntoten der Dumpfbacken-Sender.
Aber diese liebreizende SWR-Dunkelhaarige von gestern zum Beispiel hatte beim Gespräch mit dem Wetterfrosch diesen ungemein kecken Blick drauf, und man musste kein Gebärdenexperte sein, um auch anhand anderer Signale zu erkennen, dass sie irgendwie spitz auf den zu sein schien. Erstaunlicherweise war der Wetterfrosch jedoch ein völlig unattraktiver Klotz, was mich zu der Vermutung verleitet, dass sie eventuell gerade ihren Eisprung hatte - oder gar nicht spitz auf den Wetterklotz war, sondern auf den Kameramann. Man vergisst bei diesen Heile-Welt-Dialogen in simulierter Kleingartenlandschaft ja sehr schnell, dass da eine Menge Typen herumstehen, die man ja gar nicht sieht und die eventuell gerade obszöne Gesten oder so was vollführen. Wer weiß, was da alles abläuft, während die Dunkelhaarige mal eben aus dem Bild verschwindet, weil eine andere Kamera fünf Minuten lang den Klimperheini aus Oberstolzenbachhausen bei seinem Herbstliedchen im Blick hat oder während der Einspielfilm über die Trachtentanzgruppe Prielmannsdorf-Unterbeuern läuft.
Die männlichen Moderatoren indes sind auch nicht übel. Der eine Blonde lachte neulich über einen Witz, der zuletzt im Jahr 1753 v. Chr. in einem Vorort von Jericho gesichtet wurde, derart lauthals, dass er gar nichts anderes sein kann als ein beinharter Zyniker. Und wenn er nach dem stundenlangen pseudo-interessierten Getue und all den Live-Beiträgen zu Blumengestecken, Haushaltsreinigung und dem Kochkurs mit Oma Martha Feierabend hat, sitzt er zu Hause vor der Glotze, zieht sich Michael Dudikoff auf DVD rein und wirft mit Bierflaschen nach seiner Frau. Wahrscheinlich ist er mit der Dunkelhaarigen verheiratet, weswegen es also echt kein Wunder wäre, wenn die dem Kameramann schöne Augen macht.

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