Samstag, 20. Februar 2010

Alien 4


Das 95er-Album ist ebenfalls neu aufgelegt worden. War lange Zeit vergriffen und nur unter finanziellen Mühen zu beschaffen. Für mich erübrigt sich der Kauf, denn es gibt nur einen uninteressanten Bonustrack zusätzlich, und die Soundqualität des Originals war stets gut genug für meine Ohren.
Es war Mitte der Neunziger eine erstaunlich vitale Rückkehr zum Rockig-Punkrockigen, nachdem alles in den Jahren zuvor doch etwas arg technoid geraten war. Ganz kritische Fans bezeichnen Alien 4 als letzte brauchbare Studioplatte der Hawks. Stellenweise mächtig heavy, und mit Ron Tree bot das Album einen extrovertierten Sänger und Performer auf, der sich die Calvert-Ära in der zweiten Siebzigerhälfte zum Vorbild nahm. Unter anderem wurde das punkige „Death Trap“ neu aufgenommen, und der Track „Are You Losing Your Mind?“ ist eine Variante des 77er-Instrumentals „The Iron Dream“, diesmal mit hysterischem Gesang. Kaum wiederzuerkennen. Der Sound klingt voller als damals, tausend Techno-Spielarten waren über die Pop-Musik hinweggebrettert, und durch die notwendig gewordene Klangmodernisierung hörten sich die Hawks auf dieser Platte manches Mal nach Industrial oder Drum’n’Bass an. Auch die frühere Phase um A Space Ritual (1972/73) herum scheint einzufließen und jenen undefinierbaren Psycho-Stampf-Sound, den Fans „Blanga“ nennen, mit dem neuen Studio-Outfit zu verzahnen. Einiges auf Alien 4 ist Füllmaterial und darf getrost übersprungen werden, aber auf Beiträge wie „Sputnik Stan“, „Kapal“, „Blue Skin“, „Xenomorph“ oder das neue „Death Trap“ kann nicht verzichtet werden. Inhaltlich geht es um UFO-Entführungen und eine längst zur Pose erstarrte „Beam Me Up“-Poetik, mit einigen ewig gültigen Warnhinweisen vor Dystopia, die noch aus den frühen 80ern übrig geblieben waren.
Das aus diesem Studioalbum gewonnene Live-Material erschien 1996 auf dem großzügigen Album Love in Space, das bereits vor einiger Zeit von Cherry Red Records neu aufgelegt wurde.

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