Sonntag, 14. März 2010

Agenten-Nacht und Polit-Thriller-Tag

Heute etwas schlurfig und neben dem Gleis, weil gestern die lange Agenten-Nacht war. Wiederholungen lange nicht mehr erblickter Klassiker. Erst Der Spion, der aus der Kälte kam. Heutzutage kriegt man solch intensive Interaktionen wie zwischen Richard Burton, Oskar Werner und Peter van Eyck kaum mehr zu Gesicht. Und ab und zu muss die Moral von der Geschicht eben auch mal aufdringlich sein. Danach Gorky Park. Damals revolutionär wegen der russischen Perspektive. Die Auflösung mag etwas wirr daherkommen, aber das Setting, der Soundtrack, die Darsteller, die Harschheit und die Härte lullen einen in ihrer gemütlichen sibirischen Kälte ein. William Hurt, Lee Marvin und der entzückende Ian Bannen. Groß. Und schließlich noch 36 Stunden, ein nahezu märchenhaftes Kabinettstück nach Roald Dahl, in dem die Wehrmacht einem gefangenen US-Agenten vorspielt, er befinde sich einem US-Lazarett, der Krieg sei vorbei und er könne unter Freunden alle seine Geheimnisse ruhig ausplaudern. Die Deutschen, unter ihnen Rod Taylor (!), sind zur Abwechslung mal clever, allerdings ist James Garner noch cleverer. Recht so.
Heute werde ich dies spaßeshalber mit einem Polit-Thriller weiterführen, der nie auf DVD erschienen ist, aber immerhin als VHS. Das Ultimatum / Twilight’s Last Gleaming ist ein Spätwerk von Robert Aldrich, das 1977 auf nahezu aggressive Weise die amerikanische Militärführung angeht. Derart aggressiv, so die Fama, dass der Film statt in den USA mit wenig Budget in Deutschland gedreht werden musste. Burt Lancaster bringt ein Atomraketensilo in seine Gewalt und droht damit, die Raketen zu zünden, wenn die Regierung nicht endlich die dreckigen Geheimakten des Vietnamkriegs öffentlich macht. Und selbst als der US-Präsident sich als Geisel zur Verfügung stellt, haben die Militärs nicht die Absicht, der Forderung nachzukommen. Extrem dicht und für damalige Verhältnisse regelrecht radikal. Aldrichs Beitrag zur 200-Jahr-Feier der USA, wie er sagte. Die deutsche Friedensbewegung entdeckte den Film damals nicht, weil sie grundsätzlich keine amerikanischen Thriller schaute. Selber schuld.