Montag, 22. März 2010

Katrin

Heute Nacht hat mir Katrin Göring-Eckardt über Facebook eine Nachricht geschickt, sie wolle mich und einige andere ihrer Online-Freunde mitnehmen auf eine Bahnfahrt durch die ganze Republik, an den Zwischenstationen ökumenischen Gottesdiensten beiwohnen und mit uns während der Fahrt über Gott, Ökologie, das Altern und die „Wirtschaftsdelegationen“ von Westerwelle reden. Ich nahm die Einladung an, saß flugs in dem Zug (mit Panoramafenster!), war aber offenbar als einziger gekommen und befand mich ganz allein mit Katrin im Abteil. Sie musste vorher noch zu Hause vorbei, weil sie ihren Fön oder so was vergessen hatte, also ließ sie den Zug umlenken, der unmittelbar vor ihrem Haus hielt. Ich durfte mit hinein und trank einen Kaffee mit der Familie. Ganz okay, diese Leute. Auf der Fahrt ließ ich allerhand Sehenswürdigkeiten am Fenster vorbeiziehen, spielte während der Zwischenstopp-Gottesdienste heimlich „Dr. Harakiris Gehirn-Jogging“ und hatte, zurück im Abteil, eine Zeitlang nicht viel zu tun, weil Katrin dauernd mit ihrem Handy sprach. Ich wurde deswegen ein bisschen mürrisch, dachte „Politiker!“, aber dann schaltete sie das Gerät schließlich aus. Wir stellten zwischendurch fest, dass wir demselben Jahrgang angehören, lästerten ein wenig über Margot Käßmann im Phaeton, und sie erzählte mir, wer Käßmanns mysteriöser Begleiter an dem Abend der Alkoholfahrt gewesen war. Ich konnte es kaum glauben und musste lauthals lachen. Währenddessen tranken wir faden Bahnkaffee. Der Zug hatte sich inzwischen in ein Rafting-Floß verwandelt und donnerte merkwürdigerweise durch Stromschnellen statt über Schienen, Katrin steuerte uns jedoch sicher und mit wehendem Haupthaar an der Loreley vorbei. Auf Höhe Bonn trieben wir an den Landesteg von Westerwelles Haus, schrien „Streber!“ in Richtung des Hauses, warfen grüne Farbbeutel dagegen und lachten, während hinter uns die Sirenen der Wasserschutzpolizei erklangen.
Dann wachte ich auf und wollte umgehend wählen gehen.
Die ganze Sache geht offenbar zurück auf die Sendung Anne Will gestern Abend, Thema „Hau den Guido!“. Katrin, die mir bislang nie so richtig aufgefallen war, machte meines Erachtens darin eine gute Figur. Nach solch einem netten Abenteuer habe ich mich jetzt gleich mal ihrer Facebook-Gemeinde einverleibt. Könnte ja sein, dass das ein prophetischer Traum war.