Freitag, 20. Juni 2008

Meg

Noch so ein Mädel, in das man sich als Heranwachsender in den frühen 80ern vergucken konnte. Allerdings nur kurz, weil Meg Tilly erst recht spät im Kino auftauchte und zu dieser Zeit die „echten“ Mädchen ihr den Rang abliefen. Erstmals fiel sie mir auf in Psycho II.
Meg ist die Schwester der weitaus exaltierteren Jennifer Tilly, und was mich an ihr anzog, war ihre Mädchen-von-nebenan-Attraktivität, die ruhige, schüchterne Art, der melancholische Blick aus leicht geschlitzten Mandelaugen, der völlige Unschuld signalisiert und dann unerwartet ins erotisch Interessierte hinüberflackert. Irgendwie wollte man sie beschützen, um dann - später - dafür eventuell von ihr belohnt zu werden. Eventuell, weil sie oft so unterschwellig neurotisch wirkte, dass man nicht sicher sein konnte, ob das überhaupt länger als zwei Wochen gutging. Eine reizvolle Tiefe, in der man jedoch ebenso gut jämmerlich absaufen konnte. Die Gefahren der Sensibilität.
In einem kruden Film wie Psycho II ist sie noch eine Funktionsfigur, die ihren Dienst ableistet, zudem reichlich burschikos. Richtig ausdrucksstark wird sie in Der große Frust, Das Mädchen auf der Schaukel, Masquerade (heute im TV, deswegen denke ich gerade dran), Valmont und Body Snatchers. Für den Nonnenfilm Agnes – Engel im Feuer erhielt sie eine Oscar-Nominierung, aber den Streifen habe ich mir bis heute nicht angeschaut, wahrscheinlich, weil ich Meg nicht ausgerechnet als Nonne sehen wollte.
Mitte der Neunziger hat Meg Tilly die Schauspielerei an den Nagel gehängt, um sich den Kids und dem Schreiben zu widmen. Keine Ahnung, ob ihre Bücher etwas taugen. Offenbar fabriziert sie ernste Jugendliteratur über traumatische Erfahrungen. Irgendwie hätte ich auch nichts anderes erwartet. Hier ihre Website nebst angeschlossenem Blog. Von Schauspielerei ist darin keine Rede mehr.